Monday, August 30, 2010

Der Tüttensee - eine Toteisbildung

Aus aktuellem Anlass möchte ich noch einmal auf die Entstehung des Tüttensees eingehen. Denn in seiner Erwiderung auf die Ergebnisse der Tüttenseedatierung behauptet Ernstson, zum Thema Toteislöcher: "...ist bis auf den heutigen Tag von Geologen und Geografen kein einziger Beleg (!) für eine eiszeitliche Genese des Tüttensees mit der Bildung eines Toteiskessels erbracht worden".
Dies entspricht nicht den Tatsachen. Die Toteisgenese des Tüttensees ist in der geowissenschaftlichen Literatur durchaus belegt. Allerdings in etwas älteren Quellen, die im Internet schwer oder gar nicht zu finden sind, und daher den Gang in eine gut sortierte Bibliothek erfordern.

Jedenfalls liegen durchaus Untersuchungen vor, die auch die Chiemseegegend und ausdrücklich den Tüttensee mit einschließen. Neben der gut dokumentierten geologischen Kartierung von Ganns (1977), hat Josef Gareis bereits im Jahr 1978 die Toteisgenese des Tüttensees mit geomorphologischen und sedimentologischen Untersuchungen nachgewiesen. Er widmet dem Tüttensee mehrere Seiten und beschreibt die geomorphologische Situation wie folgt:
"Die Hohlform des Tüttensees ist umgeben von einem etwa 50 m breiten Wall mit vollkommen ebener Krone [...] Ein kleineres Becken schließt sich im Osten an".
Gareis nimmt an, dass nach dem Zerfall der Chiemsee-Gletscherzunge dort zwei Toteisblöcke liegen geblieben sind, die dann durch Schmelzwässer des folgenden Interstadials eingeschottert worden sind. "Es entstand in Form einer 8 die doppelte Tüttensee-Ringterrasse" (siehe Abbildung 1). Diese Beobachtungen sind jüngst von Doppler & Geiss (2005) bestätigt worden. In deren Arbeit kann man diese Strukturen auch anhand eines schönen 3D Bildes sehr gut nachvollziehen. Hier wird übrigens auch deutlich, dass es einen Ringwall im eigentlichen Sinne gar nicht gibt, sondern die nördliche Flanke der Terrasse sich vielmehr in Richtung ENE fortsetzt.

Da allein aufgrund von Geländemerkmalen Aussagen zur Bildungsgeschichte nur schwierig zu treffen sind, hat Gareis in seiner Arbeit die Terrassen zusätzlich sedimentologisch untersucht, um sie von Moränen unterscheiden zu können. Dazu hat er Gerölle auch nach Form und Rundungsgrad eingeordnet und ihre Orientierung im Raum eingemessen.
Glücklicherweise hat er dabei am Tüttensee zwei Messungen durchgeführt. Eine davon im NW-Aussenrand der Terrasse, die andere am SW-Innenrand der Terrasse.
In beiden Aufschlüssen konnte er horizontal gelagerte, gut eingeregelte, überwiegend stark gerundete Komponenten einmessen. Bemerkenswert ist hier, wie sehr sich die sedimentologischen Merkmale, also Rundungsgrad und die identische Orientierung der Gerölle, in beiden Aufschlüssen gleichen. Gareis findet zudem, dass die Sedimente an Feinmaterial verarmt sind.

Daraus konnte Gareis zwanglos eine ehemalige NE-SW Transportrichtung des Sediments durch interstadiale Schmelzwässer rekonstruieren, die zu einer Einschotterung der Toteisblöcke, und damit der Bildung der Tüttensee-Terrassen führten.
Diese Beobachtungen stehen in direktem Widerspruch zu einer Impaktgenese, denn die Sedimente zeigen entgegen den Behauptungen des CIRT, nicht einmal alle Charakteristika sogenannter Diamiktite. Sie entsprechen aber völlig den sedimentologischen Erwartungen an der o.g. Terrassenbildung, sie spiegeln die Dynamik der Einschotterung der Toteisblöcke durch Schmelzwassermassen wieder.

Literatur:

Ganns, O. et al. (1977): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1:25000, Bl. 8140, Prien a. Chiemsee u. Bl. 8141, Traunstein, 344 pp.

Gareis, J. (1978): Die Toteisfluren des bayerischen Alpenvorlandes als Zeugnis für die Art des spätwürmzeitlichen Eisschwundes, Würzburger Geographische Arbeiten, Würzburg, 101 Seiten

Doppler, G. & Geiss, E. (2005): Der Tüttensee im Chiemgau – Toteiskessel statt Impaktkrater. Bayerisches Geologisches Landesamt, http://www.lfu.bayern.de/geologie/fachinformationen/meteoriten/doc/tuettensee.pdf.

Wednesday, August 25, 2010

Das Ende des Tüttenseekraters

Gestern hat das bayerische Landesamt für Umwelt in einer Pressemitteilung erste Ergebnisse ihrer Untersuchungen an Moorprofilen des Tüttensees veröffentlicht: Im Einzelnen liegen 4 Datierungen vor, davon wurden drei an Torfproben vorgenommen.
Bereits die oberste und damit jüngste Probe weist ein Alter von etwa 4.500 Jahren auf. Weitere, aus größerer Tiefe gewonnene, Torfproben sind auf ca. 6.800 und 10.000 Jahre datiert worden. Schließlich zeigt eine Probe aus dem darunter vorkommenden Seesediment ein Alter von über 12.000 Jahren:

Altersdatierungen der Profilaufnahme (KROEMER, 2009):

0,6 m: Cal BP 4.580‐4.420

0,8 m: Cal BP 6.890‐6.670

2,5 m: Cal BP 10.220‐ 9.910

2,8 m: Cal BP 12.750‐ 12.390


Die vorgelegten Altersbestimmungen belegen also eindeutig die eiszeitliche Bildung des Tüttensees als Toteisloch. Sie schließen die Bildung durch ein keltenzeitliches kosmisches Ereignis völlig aus.
Damit dürfte das Ende der kurzen Karriere des Tüttensees als Einschlagkrater besiegelt sein.


Der vollständige Bericht kann hier eingesehen werden:

Kroemer, E. 2010. Sedimententnahme und Datierungen in der Verlandungszone des Tüttensees. http://www.lfu.bayern.de/geologie/doc/tuettensee_datierungen_kurztext_kea_end.pdf

Thursday, August 12, 2010

Phaetons Fall in 'Antiquity' - hat das Peer Review versagt ?

Dies legt zumindest Martin Rundkvist in seinem Artikel: 'Amateur Impact Hypothesis Makes It Into Major Archaeology Journal' nahe.

Mit ziemlich spitzer Feder nimmt er sich das Peer Review von Antiquity zur Brust.
Die Gutachter hätten aufgrund mangelnder Fachkenntnis diesen Artikel leichtfertig durchgewunken. Tatsächlich war es offensichtlich für diese archäologische Fachzeitschrift nicht möglich, Gutachter zu finden, die in griechischer Mythologie bewandert sind und auch die geowissenschaftlichen Fakten kritisch hinterfragen können. So haben sie einen Artikel zur Veröffentlichung zugelassen, in dem eine These aufgestellt wir, die selbst von der Richtigkeit einer anderen, nicht anerkannten, fachfremden These beruht. Sehr ungewöhnlich.