Friday, February 11, 2011

Ein falscher Furchenstein

UPDATE:
Mittlerweile wurde die Abbildung des Schneckensteins von der chiemgau-impakt Seite entfernt und durch eine andere ersetzt. Offensichtlich handelt es sich bei der neuen Abbildung um eine Aufnahme desselben Handstücks bei sehr schräger Beleuchtung. Vielleicht sollte CIRT statt derlei Spielchen einen Dünnschlif anfertigen.
Fast wäre meiner Aufmerksamkeit ein neuer Furchenstein, den die Leute vom CIRT auf ihrer Homepage präsentieren, entgangen. Sie behaupten nun erstmals einen Furchenstein im Chiemsee gefunden zu haben, der kein Kalkstein ist, sondern ein "silikatisches Gestein in Form eines Sandsteins". Dasselbe Fundstück wird auch in einem bei scribd abgelegtem Papier beschrieben und kann hier besichtigt werden:

(die Abbildung wurde mittlerweile entfernt)

Der anonyme Autor meint hier nun eine typisch regmaglyptische Skulptur zu erkennen. Und tatsächlich folgt der Fund keinem der bislang vorgelegten Furchensteinmuster. Zum einen wäre es tatsächlich ungewöhnlich, Furchen auf einem silikatischen Sandstein zu finden, sind diese Phänomene doch eigentlich auf Karbonate beschränkt. Zum Anderen ist die Ausprägung der Skulptur recht ungewöhnlich. Die abgebildeten Mulden und Gruben sind untypisch für Furchensteine, sie sind eigentlich zu groß und auffällig kreisförmig. Unsere Messungen (Huber & Götz, 2010) an Chiemsee-Furchensteinen ergaben einen engen Breitenbereich von etwa 3-10mm für die Furchen. Die Gruben auf dem neu vorgelegten Sandstein sind mit ihren 1-3 cm jedoch durchweg deutlich breiter. Zur Verdeutlichung habe ich das Handstück und die wesentlichen Strukturen hier als Skizze beigelegt.

Auffällig ist auch die häufig lineare Anordnung der Gruben. Besonders markant ist hierbei eine zentrale keilförmige Struktur, die sich von der Basis bis zur Spitze von >3 cm auf bis <1 cm verjüngt. Diese Struktur setzt sich aus einer Reihe von sich überlappenden Gruben zusammen, deren Schnittlinien gut erkennbar sind. Bei näherer Betrachtung findet man zudem zwei gut erkennbare, dünne, helle Linien (in der Skizze in Rot). Eine davon begleitet den gesamten linken Rand dieser Struktur, eine weitere deutet sich am rechten oberen Rand an und setzt sich deutlicher am rechten unteren Rand fort. Hier sieht man auch eine scherbenartige Kante, die ein wenig aus der Matrix herausragt. Ein Schalenrest!

Damit erklärt sich auch die zentrale keilförmige Struktur. Sie ist wohl der Abdruck einer größeren, turmförmigen Schnecke. Die einzelnen Mulden entsprechen den Abdrücken von ausgeprägt konvexen Windungen der Schneckenschale. Infrage dafür kommen etwa Vertreter der Turritelliden (Turmschnecken). Moderne Arten dieser Familie, wie etwa Turritella terebra, werden bis zu 17 cm lang. Fossil sind Turritelliden aus Gesteinen der nahen voralpinen Molasse bekannt, es ist also leicht vorstellbar, wie das Handstück in den Chiemsee gelangte.

Die Gruben auf dem vorgelegten Handstück sind demnach weder als cyanobakterielle Phänomene noch als temperaturinduzierte Ablationserscheinungen oder Regmaglypten zu deuten. Vielmehr handelt es sich um verwitterte Überreste von Fossilabdrücken auf einer Sandsteinplatte.

6 comments:

  1. Anonymer Autor??? perlada???

    .. aus den insgesamt auf Script hochgeladenen Artikeln tippe ich auf Herrn Till Ernstson (Sohn von ???)

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  2. Haha! Selbst wenn du mit der Schnecke meilenweit danebenliegen solltest... schön gezeigt wie gut man die Löcher auch ohne Meteoriteneinschlag erklären kann.
    Wie wärs mit auch ganz einfach mit Verwitterungsformen?

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  3. Hallo Robert..

    die offizielle Internet-Seite von CIRT ist ja allerseits bekannt
    http://www.chiemgau-impakt.de

    man kann darüberhinaus einigen Mitgliedern von CIRT mittels http://www.script.com
    bei der Arbeit zuschauen...

    a) http://www.scribd.com/agneumair
    beschäftigt sich unter anderem mit einer Erwiderung auf den von dir hochgeladenen Artikel von Robert Darga...
    http://www.scribd.com/doc/38123205/Stellungnahme-zu-Der-Chiemgau-Impakt-eine-Spekulationsblase

    b) http://www.scribd.com/pelarda
    beschäftigt sich in mehreren Versionen/Überarbeitungen mit den Furchensteinen

    Grüße vom Chiemsee

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  4. Das neue Bild sieht jetzt nicht mehr wie ein Schneckenabdruck aus. Hast Du schon die Rückseite gesehen, die zeigen die jetzt auch auf der CIRT Seite? Die sieht aber wieder nach Abdrücken aus..

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  5. Den (anonym natürlich) hab ich aus Versehen gelöscht:

    Na ja - das "sogenannte Schneckenbild" ist doch noch auf der Seite - musst halt nur den Artikel mal ganz durschauen - ist schon interessant wie schnell Ihr Euch auf Oberflächlichkeiten stürzt. Wer des lesens mächtig ist - hat schon gewisse Vorteile (auch wenn es sich hier um ein Bild handelt). Es soll wohl der Eindruck entstehen das die Anderen jetzt schnell mal wieder was vertuschen. Das ist wieder mal Polemik !!!!! SCHADE das Ihr so arbeiten müsst.
    Ich verfolge den Streit zwischen Euch schon lange, aber ich beginne echt an der Ernsthaftigkeit der sogenannten ehrwürdigen Wissenschaft zu zweifeln - es scheint doch nur um Rechthaberei zu gehen, das wirklich wissenschaftliche Arbeiten - also zusammen etwas zu erforschen, das gibt es scheinbar nicht mehr. traurig - traurig

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  6. Nein, das ist keine Polemik sondern ein Beispiel dafür, wieviele Deutungsmöglichkeiten möglich sind. Die Deutung als Fossilabdruck ist immerhin naheliegender als Regmaglypten!
    Natürlich wäre das aber schnell mit einem Dünnschliff zu klären.

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