Sunday, June 24, 2012

Bimssteinexperimente

Nachdem das Chiemgau Impakt Team (CIRT) kürzlich über das Vorkommen von schneeweißen Varietäten von Bimsstein im Chiemsee berichtete, darf ich hier melden, dies auch an den Ufern des norddeutschen Otterstedter Sees beobachtet zu haben. An diesem See -der übrigens bemerkenswerterweise über eine auffällige, runde Form verfügt - lässt sich dieses Gestein allerdings nur in einer recht scharfkantigen Ausführung nachweisen.

Der Laie könnte dies durchaus für Bauschutt etwa Bruchstücke von Ytong halten, wenn nicht das mikroskopische Bild eine verblüffende Übereinstimmung mit den Funden vom Chiemsee zeigen würde.
Außerdem schwimmen diese tatsächlich, sofern spielende Kinder sie in den See werfen. Die Entstehung der Schwimmsteine vom OtterstedterSee und des Tütten- bzw. Chiemsees dürften also eine vergleichbare Ursache haben. Da ich natürlich kein Impaktexperte bin, möchte ich hier aber vorsichtig sein und mich nicht allzu sehr festlegen.


Während meiner Geländekampagne konnte ich auch einige Experimente durchführen, die die unterschiedlichen Rundungsgrade erklären konnten. Dazu verbrachte ich die scharfkantigen Bimse in eine einfache Vorrichtung zusammen mit anderen Geröllen, und versetzte die Vorrichtung in eine rotierende Bewegung. Leider führt dies auch zu einer recht hohen Geräuschentwicklung, was von anwesenden Badegästen schlecht toleriert wurde. Dennoch konnte man bereits nach etwa 5 Minuten eine deutliche Anrundung der Bimsproben beobachten.
Offensichtlich sind die Schwimmsteine wenig resistent gegen mechanische Beanspruchung. Warum also sind die Chiemsee-Exemplare so gut gerundet. Die Erklärung mag in der lokalen Geologie liegen: Während amOtterstedter See sandige Sedimente überwiegen, finden sich an den Chiemsee-Ufern reichlich Kiese und Grobkiese. Vermutlich liegt es also an den fehlenden “Mühlsteinen” die in Otterstedt die Bimssteine so eckig lassen.

Insgesamt also ein recht befriedigendes Ergebnis dieses kurzen Geländetages. Allerdings muss ich jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, entdecken, dass auf den Seiten der Chiemgau Impact Gemeinde Zweifel an der Deutbarkeit von bimsartigen Gesteinen geäußert werden. Deren intensive Nachforschungen haben jetzt ergeben, dass bei der Eisengewinnung in der Bergener Maxhütte Schlacken anfielen, die den Impaktbimsen zum Verwechseln ähnlich sind. Das erschwert nun die Impaktforschung erheblich und ich fürchte, ich muss auch für die Otterstedter Vorkommen zumindest eine Konvergenz mit anthropogenen Dings in Betracht ziehen.