Tuesday, January 18, 2022

Eine neue Untersuchung an Sedimenten des Tüttensees: Keine Spur von Impakt

Zum Jahreswechsel erschien eine neue Arbeit von Manfred Rösch et al. die anhand einer Bohrung Sedimente des Tüttensees untersucht haben. Ziel der Arbeit war es, eine möglichst lange Zeitreihe aus pollenanalytischen Daten zu gewinnen. Bisherige Untersuchungen aus der weiteren Umgebung haben dazu meist Material aus Mooren benutzt, was im Vergleich zu Seesedimenten weniger gut geeignet ist. Die wenigen Arbeiten, die Seesedimente untersucht haben, sind aber leider entweder zu schlecht aufgelöst, lückenhaft oder nicht ausreichend datiert. 

Rösch und Kollegen haben nun einen ufernahen Bohrkern aus dem nordöstlichen Bereichs des Tüttensees untersucht. Sie legen eine wirklich spannende Auswertung des gewonnenen Pollenprofils vor, in der die Autoren die Vegetationsgeschichte der Umgebung seit der späten Würmeiszeit rekonstruieren konnten. Mit diesem Pollenprofil haben die Autoren, mit Hilfe von Kulturpflanzenpollen, die Besiedlungsgeschichte der Gegend detailliert nachzeichnen können. In einem sehr lesenswertem Abschnitt gehen sie dort sehr ausführlich auf den Zeitabschnitt der Ankunft der Römer und dem Niedergang der keltischen Besiedelung ein.

Nachdem den Autoren die Chiemgau-Impakt These nicht entgangen ist, haben sie außerdem die Gelegenheit genutzt, die Tüttenseesedimente nach Spuren eines Einschlags zu untersuchen. Und nichts gefunden. In einem sehr deutlich formuliertem Kapitel stellen sie dar, dass es keinerlei ungewöhnliche Unterbrechungen der Sedimentation seit > 12.000 Jahren gab und es auch keine außergewöhnlichen Anreicherungen an Holzkohlen zu beobachten gab. Somit schließen die Autoren : 
"the meteorite impact hypotheses must be rejected

Die Arbeit ist in der Acta Paleobotanica veröffentlicht und hier zu finden: 


Rösch, M., Friedmann, A., Rieckhoff, S., Stojakowits, P., Sudhaus, D. (2021). A Late Würmian and Holocene pollen profile from Tüttensee, Upper Bavaria, as evidence of 15 Millennia of landscape history in the Chiemsee glacier region. Acta Palaeobotanica, 61(2), 136-147. https://doi.org/10.35535/acpa-2021-0008