Thursday, November 28, 2013

Noch mehr Löcher im Boden



Nach der Aufregung um die Donnerlöcher ist hoffentlich genug Zeit vergangen um diese Bilder posten zu können, ohne Panik zu erzeugen: Während meines Sommeraufenthalts in Bayern habe ich auf meinen Streifzügen durch die bayrischen Wälder nämlich auch Löcher entdeckt!

Interessierte finden diese auf dem Weg von Anning nach Gigling in einem kleinen Wald (nach der Brücke über das Anniger Bacherl links abbiegen) direkt unter der auffälligen Terrassenkante die sich bis nach Stein erstreckt. An der abgebildeten Stelle ist an einem zu Nagelfluh verfestigten Bereich offensichtlich der Hang in Bewegung geraten, was zur Ausbildung von offenen Klüften im Nagelfluh geführt hat. Wie man leider aus dem tragischen Bergsturz in Stein lernen musste, können diese Nagelfluhfelsen sehr instabil sein und zu katastrophalen Hangbewegungen führen. Der Bewuchs deutet hier darauf hin, dass die Bewegung abgeschlossen ist oder schon länger ruht. Im Gelände erkennt man daneben noch die Abbruchkanten älterer Bewegungen.

Diese Löcher bilden auch den Auftakt für eine weitere Bewegung: nämlich den Umzug dieses Blogs. Ich denke nämlich mit zwei Blogs, die sich mit dem sogenannten Chiemgau Impakt beschäftigen ist dem Thema eigentlich zu viel Aufmerksamkeit gewidmet. Ich werde mich in meinem neuen Blog zwar auch viel mit Hohlformen beschäftigen aber eben nicht nur in diesem Kontext. Aber natürlich werde ich auch weiter zum Chiemgau Impakt kritisch Stellung beziehen. Gerade die sich häufenden persönlichen Angriffe bestätigen mich in dieser Haltung. Es wird also noch mehr zum Thema Löcher im Boden geben aber an anderer Stelle, die Adresse gebe ich hier noch bekannt. Bis dann..

Sunday, November 3, 2013

Ist das Donnerloch in Kienberg eine leere Geologische Orgel?

Den Zusammenhang zwischen Donnerloch und geologischen Orgeln stellte jetzt Hans in seinem Blog her und ich finde auch, dass zumindest die Geometrie der Strukturen ziemlich ähnlich sind. Denn das neue Donnerloch erstreckt sich vergleichbar röhren- bzw. schlauchartig in den Untergrund. Und das ist schon seltsam.
Komisch ist aber, dass das Donnerloch auf ganzer Länge leer ist. Geologische Orgeln werden als Verwitterungserscheinungen angesehen und haben meist eine durch die Entkalkung entstandene, stark lehmige Füllung, die mehr oder weniger locker ist. Diese kann zwar stark nachsacken sollte aber doch erkennbar bleiben. Um diese Füllung vollständig zu entfernen müsste eine Orgel schon unten angeschnitten worden sein.
Kann also sein, dass das Donnerloch eine Geologische Orgel ist, muss aber nicht ;)

Monday, October 28, 2013

Ein neues Donnerloch bei Kienberg: eine Doline!

Quelle: Polizei Trostberg
Gerade bin ich aus den Ferien in Bayern zurückgekehrt und durfte jetzt lesen, dass schon wieder ein Donnerloch in Kienberg entdeckt wurde. Knapp verpasst… Mist!
Von diesem Donnerloch gibt es aber diesmal gute Bilder, die die Polizei in Trostberg gemacht hat, und zwar frisch, bevor das CIRT Grabungskommando anrücken konnte.

Auf den Aufnahmen kann man einen sehr beindruckenden, tiefen, steil abfallenden Einsturztrichter mit kreisrundem Querschnitt sehen. Laut Pressemeldungen soll das Loch etwa 1,5 Meter im Querschnitt messen und etwa 6 Meter in die Tiefe ragen. Am Grund des Lochs der sieht man neben den nachgestürzten Massen, durch einen Schatten angedeutet, noch einen Hohlraum.

Vom Bildbefund her würde ich sagen: Das ist eine Doline - und zwar eine schöne!

Unterhalb des Wurzelwerks, am oberen Rand der Doline, erkennt man eine dichte Schicht braunen Löß(?)lehms, die vermutlich der Grund dafür ist, warum diese Strukturen so plötzlich auftreten. Sie bildet wohl einen tonig zähen Deckel über dem ausgespülten Hohlraum, der noch ein bisschen länger standhält, bis er endlich nachgibt, einstürzt und das Donnerloch zutage tritt.

Um das Rätsel der Donnerlöcher kümmert sich mittlerweile auch das Geologische Landesamt dessen Georisiken-Karte zahlreiche Einträge um Kienberg herum zeigt, die als Dolinen angesprochen wurden. Das neue Donnerloch dürfte dies bestätigen.

Tuesday, May 14, 2013

Chiemit: ein Gestein aus dem Kohlenkeller?

Bereits im letzten Jahr wurde in der Lokalpresse über den Fund eines angeblich neuen, einzigartigen Chiemgauer Gesteins berichtet. Dieser sogenannte Chiemit wurde feierlich mit Urkunde und Probestück dem stellv. Landrat Konhäuser überreicht und sollte über sagenhafte Eigenschaften verfügen (exotische Materie, härter als Diamant, enthält Silber und so weiter...).

Mehr Informationen zum Chiemit, bzw. dem zugrunde liegendem Material kann man einem Abstract russischer Forscher entnehmen, das vorläufige Untersuchungsergebnisse zum Chiemit enthält (Shumilova et al., 2012). Und das ist wirklich interessant, denn die Autoren wollen im untersuchten Material sehr ungewöhnliche Kohlenstoffmodifikationen, nämlich Carbyne, gefunden haben. Dieses exotische, langkettige Kohlenstoffallotrop wird als möglicher Bestandteil von kosmischem Staub angenommen bzw. soll unter den Bedingungen eines Meteoriteneinschlages als schockmetamorphes Produkt entstehen. Das erklärt wohl das große Tamtam, das die CIRT Leute um diese Entdeckung gemacht hat.

Allerdings ist in der Fachwelt mehr als umstritten ob es solche natürlichen Vorkommen von Carbyne überhaupt gibt (e.g. Smith & Buseck, 1982). Der Haken an diesen langkettigen Molekülen ist nämlich, dass sie extrem instabil sind. Sie würden sofort wieder, und zwar explosiv zerfallen - wenn es sie gäbe. Ein Umstand der den Nobelpreisträger und Kohlenstoffexperten Harry Kroto (2010) zu ziemlich deutlichen Worten veranlasst hat: ”The existence of carbyne is myth based on bad science and perhaps even wishful thinking”.

Nun sind diese exotischen Moleküle also in Proben vom Chiemsee und dem Rauschberg bei Ruhpolding gefunden worden. Wobei das Material in großen Brocken und zudem noch recht häufig aufzufinden ist. Was allein schon seltsam ist, musste man denn bislang derart exotische Materie eher mit der Lupe bzw. wissenschaftlichem Großgerät, suchen. Im Chiemgau wurde das Material jetzt aber in solchen Mengen gefunden, dass sogar den russischen Forschern eine Erklärung für die Herkunft des Ausgangsprodukts schwerfiel. Denn um so viel Chiemit durch Schockmetamorphose zu erzeugen, muss ja Kohlenstoff in entsprechenden Mengen am Einschlagspunkt vorhanden gewesen sein.

Jedenfalls stand so viel Material zur Verfügung, dass Teile davon auf Ebay hoffnungsfroh zur Versteigerung angeboten wurden! Diese Angebote wurden zwar wieder zurückgezogen, allerdings blieb uns daraus gutes Bildmaterial (das ich hier als Bildzitat verwende) des angebotenen Chiemits erhalten, das tief blicken lässt.

Abbildung 1. Chiemit auf Ebay angeboten von ‘savali2’ unter der Bezeichnung “Chiemit - Chiemgauer Komet mit Expertise”, http://www.ebay.de/itm/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=120922132918 


Denn wenn man sich das dort angebotene Material ansieht, fallen sofort die 3 parallelen, sehr geraden Längskanten auf. In der Abbildung ist außerdem ein rechteckiger Querschnitt des Probenstücks angedeutet. Insgesamt lässt sich gut auf eine ursprünglich längliche Quaderform des Materials schließen, die ich so von einem kontaktmetamorphen, angeblich amorphen Produkt nicht unbedingt erwarten würde. Dazu sind noch Masse von ca. 8 cm angegeben worden, wenn damit die Länge gemeint ist, heißt das, dass der Querschnitt etwa 5-6 cm betragen dürfte.

Quaderförmiger Kohlenstoff, das klingt doch vertraut oder? Ich kenne solche Stücke aus Omas Kohlenkeller: als handelsübliche Kohlebriketts.

Zwar haben die russischen Forscher vergleichende Untersuchungen mit Kohlen vorgenommen, allerdings habe sie Probenmaterial aus der Severnaya Mine in Russland benutzt. Nicht zum Vergleich herangezogen haben sie lokal übliche Kohlen oder gar industriell aufbereitete Kohle. Also etwa Koks der wie Chiemit eine ausgesprochen poröse Textur aufweist.

Ist Chiemit also schlicht verwittertes Koksbrikett? Nun, nachdem im Chiemgau Impakt Kontext schon mehrmals Industrieprodukte mit Impaktprodukten verwechselt wurden, drängt sich dieser Verdacht förmlich auf. Jedenfalls weisen Vorkommen, Form, Größe und Textur darauf hin. Vielleicht findet sich ja sogar noch eine Herstellerprägung auf einem Chiemitstück und man kann auf weitergehende Untersuchungen verzichten. 


Literatur:

Smith, P.P.K. & Buseck, P.R. (1982): Carbyne Forms of Carbon: Do They Exist?. SCIENCE, Vol. 216, pp. 984-986

Shumilova, T. G., Isaenko S. I., Makeev B. A., Ernstson K., Neumair A., Rappenglück M. A. (2012): Enigmatic Poorly Structured Carbon Substances from the Alpine Foreland, Southeast Germany: Evidence of a Cosmic Relation. 43nd Lunar and Planetary Science Conference, p. 1430

Kroto, H. (2010): Carbyne and other myths about carbon. CHEMISTRY WORLD, Vol. 7 (11), p. 37

Tuesday, April 16, 2013

Neue Attacke auf die Ergebnisse der Tüttenseebohrungen des LfU

Wohl anlässlich der anstehenden Jahreshauptversammlung des Impaktvereins haben sich die Chiemgau Impakt Leute entschlossen nochmal eine Attacke gegen die Ergebnisse der Arbeiten des LfU an Moorproben des Tüttensees zu reiten. Unter dem Titel "Der Chiemgau-Impakt: die irreführende Bohrung des LfU, die Internet-Diskussion und Wikipedia oder: Wie Verfälschungen in der Wissenschaft funktionieren" versuchen sie erneut die Ergebnisse der Datierungen von Herrn Kroemer unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Begleitet von zahlreichen Pressemeldungen ist dazu ein wortgleicher Text auf der Chiemgau Impakt Seite erschienen. Darin gipfeln die Vorwürfe des CIRT gegenüber der Arbeiten der LfU in folgendem Statement:

„Der Befund der Bohrung sagt nichts anderes, als dass sie überhaupt erst ca. 2000 (!) Jahre VOR dem Impakt das erste Alter mit 4500 Jahren vor heute liefert. […] verschweigt sie völlig, was überhaupt in den letzten 4500 Jahren am Tüttensee passiert ist. Einen halben Meter von zersetztem, offenbar nicht datierbarem Torf trifft sie oben an. Ist genau DAS der dünne Horizont, der beim Chiemgau-Impakt sozusagen übrig geblieben ist? Datiert uns die Bohrung des LfU nicht geradezu perfekt ein nacheiszeitliches Ereignis am Tüttensee, das jünger als 4500 Jahre vor heute ist?“

So wird der letzte halbe Meter Torf quasi zur Katastrophenschicht erklärt. Er ist ja zersetzt! Das ist natürlich schlicht Unsinn. Was die Zersetzung des Torfs angeht so sind deren Ursache eher im Chemismus der Wasserversorgung des Moores zu suchen und nicht in einer kosmischen Katastrophe.

Ein Geowissenschaftler der halbwegs mit Zahlen umgehen kann, würde die Daten, die das LfU vorgelegt hat, zunächst um eine ergänzen: Nämlich um die Null, die die heutige Mooroberfläche repräsentiert. Wenn man dann noch 5 Minuten opfert und die Daten in einem Diagramm darstellt ergibt sich folgendes Bild:

Man erkennt, dass sich in den letzten, knapp 7000 Jahren, die Moorbildungsrate nicht verändert hat. Durch die Zersetzung war in diesem Bereich die Wachstumsrate etwas niedriger als im Abschnitt zuvor. Diese Daten belegen eine kontinuierliche, ungestörte Moorbildung gerade im Abschnitt nach 4500 Jahren. Denn in diesem Bereich ist die Wachstumsrate unverändert im Vergleich zum Abschnitt von 6800 bis 4500 Jahren vor heute. In diesem Bereich versteckt sich also keine Katastrophe!