Friday, November 11, 2011

Schwimmsteine im Märchenpark

Zu meiner großen Überraschung fand ich diesen Sommer im Märchenpark Marquartstein einige Exemplare der seltenen Schwimmsteine ausgestellt. Offenbar haben die Betreiber diese davor bewahrt, von Kinderhorden in den Tütten- oder Chiemsee geworfen zu werden.
Ein durchaus passendes Exil finde ich ;)


Thursday, September 1, 2011

Die Molasse unter dem Tüttensee

In meinem letzten Blog zum Tüttensee habe ich angemerkt, dass Kenntnisse zum Molasseuntergrund der Tüttenseegegend zur Interpretation der Gravimetriedaten Ernstsons (2005) beitragen können. Jetzt habe ich tatsächlich eine Karte der abgedeckten Molasseoberfläche der Chiemseegegend entdeckt.
Diese befindet sich im Anhang der Doktorarbeit von Papadeas (1972), auf die ich im hiesigen Bibliothekskatalog gestoßen bin (Stichwort: Chiemsee). Papadeas hat in den siebziger Jahren zahlreiche Bohrungen für seine hydrogeologische Doktorarbeit ausgewertet. Sie dienten ihm zur Rekonstruktion der Lage der Molasseschichten, die er als Höhenlinienkarte darstellt. Zur Anschauung habe ich diese Karte mit Google Maps auf ein Satellitenbild gelegt:


Die Sedimente der Molasse sind terrestrische oder flachmarine Ablagerungen aus der Spätphase der alpinen Gebirgsbildung. Sie wurden im Tertiär, also vor Beginn der jüngsten Eiszeiten, abgelagert und sind heute ein wichtiger Grundwasserstauer. Die Karte zeigt die Höhenlage (in Metern über NN) der Molasse unterhalb der eis- und zwischeneiszeitlichen Deckschichten. Die schraffierten Flächen weisen den heutigen Ausbiss der Molasse an der Oberfläche aus.

Man sieht, dass die Molasseobergrenze im südlichen Bereich relativ hoch liegt und an einigen Stellen sogar bis an die heutige Oberfläche reicht. Dagegen verläuft sie weiter nördlich deutlich tiefer. Hier fällt sofort eine ausgeprägte bogenförmige Senke auf, die zunächst von Süden nach Norden verläuft, etwa bei Grabenstätt nach Osten abknickt und von dort in eine tiefe, nach Osten gerichtete Rinne übergeht. Das östlichste Ende dieser Rinne verbreitert sich dort leicht zu einer Senke mit zwei Ausbuchtungen in Richtung Nordost und Südost. Ich werde diese im Folgenden als Tüttensee-Molassesenke bezeichnen, denn an der Stelle dieser Senke liegt -scheinbar wie eingebettet- heute der Tüttensee.

In Bezug auf die gravimetrischen Messungen durch Ernstson bestätigen die Befunde von Papadeas die von Ernstson beschriebene rinnenförmige Struktur (Grabenstätt-Rinne). Allerdings hat er diese Rinne als sog. Regionalfeld nur als Hintergrundsignal betrachtet. In dieser Logik isoliert Ernstson nun ein rinnenförmiges Regionalfeld und subtrahiert es anschließend vom gravimetrisch gemessenen Feld. Dadurch wird das Feld der Tüttensee-Molassesenke überproportional stark gewichtet und es zeigt sich eine ringförmige Schwereanomalie (siehe Ernstson Abb. 7).

Betrachtet man hingegen die Form der von Papadeas rekonstruierten Molassesrinne und der Tüttensee-Molassesenke, ergeben sich verblüffende Übereinstimmungen mit dem Bild, das Ernstsons gravimetrischen Messungen zeigen. Die Grabenstätt-Rinne ist keine unabhängige Struktur, vielmehr setzt sie sich unter dem Tüttensee fort. Eine naheliegende Erklärung für das gravimetrischen Bild wäre daher, dass sich in seinen Messungen der Molasseuntergrund durchpaust.

Literatur:

Ernstson, Kord (2005). Gravimetrische Untersuchungen bei Grabenstätt: Anzeichen für einen Impaktursprung des Tüttensee-Kraters (Chiemgau-Impakt) erhärtet. rn:nbn:de:101:1-2010051611

Papadeas, G. (1972). Hydrogeologie und Hydrochemie des Chiemsee-Traun-Gebietes mit quartärgeologischen Spezialuntersuchungen. Technische Universität München. 119 pp.

Friday, August 19, 2011

Schöne Steine aus dem Chiemgau I

Diesen wild aussehenden Stein habe ich beim Abstieg von der Frasdorfer Hütte (Hochries) gefunden. Er steckte halb im oberen Bodenhorizont eines Hangschuttkegels kurz vor dem Parkplatz. So habe ich mir ein Herz gefasst und ihn den Rest des Weges mitgeschleppt.

So schöne, netzartig herausgewitterte Kalkklüfte habe ich so in den Alpen noch nie gesehen. In diesem Stück Ton- bzw. Mergelstein sind die Klüfte etwas verwitterungsresistenter und blieben daher besser erhalten. Leider ist das gute Stück sehr empfindlich..

Wednesday, August 10, 2011

Mein Krater

So leicht kann es sein zu einem echten "Chiemgau Krater" zu kommen: Während einer Fahrradtour fand ich vorletzte Woche bei einer Pinkelpause in einem Wäldchen zwischen Truchtlaching und Ried dieses wunderschöne Exemplar:


Schön oder? Nachdem ich den noch in keiner Liste des CIRT gefunden habe, finde ich es angemessen ihn den 'Huber-Krater' zu nennen.
Interessierte finden ihn, wenn man von Truchtlaching aus dem archäologischen Rundweg in Richtung Ried folgt. Nach etwa 1 km gelangt man an ein Marterl an der linken Strassenseite. Gegenüber zweigt ein kleiner Weg in den Wald. Voila.. Sie stehen davor.

Saturday, July 2, 2011

Zur Unergründlichkeit des Tüttensees

Wenn man den Artikel von Ernstson (2005) zur Gravimetrie des Tüttensees liest, muss man fast glauben, der Tüttensee sei ein mehr oder weniger unbekanntes Gewässer von dem noch nicht einmal klar ist, wie tief es eigentlich ist.

Den Daten des Wasserwirtschaftsamtes, das eine Maximaltiefe von 17 Metern angibt, sei nicht zu trauen, da 'Lotungen' von Tauchern eine wesentlich größere Tiefe bis zu 70 Metern ergeben hätten. Außerdem sei auf dem Grund des Tüttensee organisches Material und Baumstämme angereichert, die eine systematische Lotung unmöglich machen würden.

Das ist so nicht richtig. Schon Anfang des 20ten Jahrhunderts hat sich Professor Halbfaß von diesen Widrigkeiten nicht abhalten lassen und den Tüttensee gründlich vermessen. Halbfaß hat von einem Ruderboot aus 153 Lotungen ausgeführt und daraus eine recht gute Tiefenkarte erstellt.


Ende der siebziger Jahre wurde dann begonnen, die bayrischen Seen systematisch neu zu vermessen. Man bediente sich jetzt modernerer Technik, die Tiefen wurden mit elektroakustische Echographen gemessen und die Peilungen der Meßpunkte wurden mit Tachymetern durchgeführt. Die Ergebnisse werden seit 1982 im Verzeichnis der Seen in Bayern veröffentlicht. Die 2.Ergänzungslieferung von 1995 enthielt auch eine neue Tiefenkarte des Tüttensees aus einer Aufnahme im Mai 1988 (Grimminger, 1988):




Wie man sieht, stimmen die beiden Karten recht gut überein. Man muß schon den Hut ziehen angesichts der Ergebnisse, die Halbfaß mit seinen vergleichsweise einfachen Messungen erzielen konnte. Halbfaß konnte 16,2 Meter als Maximaltiefe messen. Die modernen Messungen ergaben dagegen 17,3 Meter. Es gibt keine Berichte von Schwierigkeiten, die während der Lotungen aufgetreten seien. Allerdings berichtet Halbfaß:

"Auch über diesen See, der in seiner Form, worauf mich Dr. Endrös aufmerksam machte, so auffallend an den Heiligen See der Tibeter, den Manasarovar in 4800 m Höhe gelegen, erinnert, wird die bekannte Sage der Unergründlichkeit erzählt [...]"

Mit dieser Unergründlichkeit konnte sich CIRT bislang ja gut arrangieren. So wurden praktisch alle vorliegenden Arbeiten in und um den Tüttensee ignoriert (siehe Gareis..).

Kein Wunder ergab sich so deutlich mehr Spielraum in der Deutung der eigenen Untersuchungen. Für die gravimetrischen Untersuchungen von Ernstson erlaubte die Unkenntnis der Geometrie des Tüttenseebeckens so gewisse Freiheiten. Zu seinen Ergebnissen passte jedenfalls eher eine Tiefe des Tüttensees von 20-30 m.

Es wäre natürlich interessant, wie die Analyse der Gravimetrie ausgefallen wäre, wenn der bekannte Wasserkörper des Tüttensees in die Betrachtungen Ernstsons eingeflossen wäre. Vermutlich etwas anders. Wahrscheinlich würde auch die Einbeziehung anderer Faktoren ein ganz neues Bild ergeben. Etwa die Mächtigkeit der Seetone des Tüttensees - die sich mithilfe der neuen Altersdatierungen unter der Annahme einer konstanten Sedimentationsrate rekonstruieren ließen - oder die Geometrie der Molasse. Das würde allerdings voraussetzen, für einen Moment den Gedanken zuzulassen, dass der Tüttensee gar kein Einschlagskrater ist.

Literatur:

Halbfaß, W. (1928). Lotungsergebnisse in einigen Seen in der Umgegend Seeon nördlich des Chiemsees. Internationale Revue der gesamten Hydrobiologie und Hydrographie, Vol. 21, Issue 2, pp. 208–216
Grimminger, H. (1988). Verzeichnis der Seen in Bayern mit einem Kartenteil, Teil 1 Text u.Teil 2 Karten, 2 Auflage inkl Ergänzungslieferung 1995, Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft.
Ernstson, K. (2005). Gravimetrische Untersuchungen bei Grabenstätt: Anzeichen für einen Impaktursprung des Tüttensee-Kraters (Chiemgau-Impakt) erhärtet. http://chiemgau-impakt.de/Gravimetrische_untersuchungen.pdf