Von Traunstein reiste ich über Seebruck nach dem grossen Chiemsee, um das Prachtvolle und Erhabene dieser Gegend näher und etwas ferner vom Gebirge zu besichtigen. Bezaubernd ist der Anblick, den man schon auf der Hochterasse über einen Berg herab nach Seebruck zu genießt, wo man in der Ferne über den grossen und weiten Spiegel des Sees die 2 Klöster, Herrn und Frauenwörth, ganz von Wasser umgeben auf ihren Inseln wie isolirt erblickt. Schaudervoll hingegen war mir dieser Anblick, als ich im stürmischen Ungewitter sein Wellen sich aufthürmen, und schäumend an die Ufer heranschlagen sah, und ihr fürchterliches Brausen und Getöse hörte.
Weh dem einsamen Schiffer, den ein solcher Sturm überfällt, er ist unwiederbringlich verlohren, denn wenn auch sein kleiner Kahn nicht an Klippen geworfen wird, die unter dem Weitsee bey Kieming am gefährlichsten sind; so steht er doch fast allezeit in der Gefahr von den Wellen zerschlagen zu werden; ja man erzählt hier Beyspiele, daß, wenn nach einem recht fürchterlichen Sturme ein solches unglückliches Schiffchen ans Land gebracht ward, die Leute darin oft an allen Gliedern zerschlagen und wie geradbrecht gefunden wurden.
Saturday, January 16, 2010
Schaudervoll hingegen war mir dieser Anblick...
Thursday, January 7, 2010
Der Chiemsee ist eine kometenfreie Zone
Frau Voigt hatte die Gelegenheit sedimentologische und paläoklimatische Untersuchungen an Seesedimenten des Chiemsees vorzunehmen. Dazu lagen ihr zwei Schwerelot-Kerne aus den tiefen Bereichen des Sees vor. Kern CH83/12 stammt aus 72m und Kern CH83/24 aus 60 m Wassertiefe. Sie umfassen eine Länge von 8,20 m bzw. 10,20 m. Die genaue Lage der Kerne kann aus der Google Karte anbei entnommen werden.
Diese Informationen auf einer größeren Karte anzeigen
Zu beiden Kernen legt Voigt auch eine hervorragende Altersdatierung vor, demnach umfassen die Kerne insgesamt einen Zeitraum von über 12000 Jahren vor heute.
Besonders spannend sind die paläoklimatischen und pollenanalytischen Untersuchungen von Voigt und die daraus folgende Rekonstruktion der Besiedlungsgeschichte der Gegend um den Chiemsee. Dazu aber später mehr, zunächst möchte ich mich auf Impaktindikatoren in den Sedimentkernen beschränken.
Die Kometensucher des CIRT haben ja immer wieder einen Einschlag von Komentenfragmenten im Chiemsee postuliert. Flutwellen oder gar Tsunamis die an das Chiemsee-Ufer brandeten, sollen die katastrophale Folge gewesen sein.
Als Beleg werden vom CIRT die Furchensteine - fälschlicherweise als Regmaglypten gedeutet - am nördlichen Chiemsee-Ufer angeführt oder der ominöse "Katastrophen"-Horizont bei Stöttham siehe: http://www.chiemgau-impakt.de/archiv.html. (Zu Letzterem merkt Darga (2009) übrigens völlig korrekt an, dass diese Katastrophen-Brekzie als offenkundiges Konglomerat anzusprechen sei). Außerdem munkelt man von Sonarmessungen, die verdächtige Vertiefungen im Chiemseebecken erkennen ließen.
Die Arbeit von Voigt bietet die Möglichkeit, sozusagen an Ort und Zeit des Geschehens die These zu überprüfen. Um es wieder nicht allzu spannend zu machen:
Beide Kerne zeigen keinerlei Auffälligkeiten. Fast über die gesamte Kernlänge ist eintöniges, feinkörniges Seesediment beobachtet worden mit Sandanteilen von durchgehend < 1%, was für eine äußerst ruhiges Ablagerungsmilieu spricht.
Lediglich in den ältesten Kernbereichen wurde wenig grobkörniges Material gesichtet, was die frühnacheiszeitliche Entwicklung des Chiemsees widerspiegelt. Über die gesamte restliche Kernlänge konnte Voigt kaum gröberes Material finden, weder grobklastisches Sediment, noch nennenswerte Anteile von Holzkohlen oder anderen organischen Resten.
Vor allem aber konnte Voigt keine irgendwie exotische Lage im Sinne CIRT entdecken. Und dies bei einer engmaschigen Beprobung auch im vom CIRT neuerdings vorgeschlagenen Zeitraum von vor 2000-3000 Jahren.
Wer aber schon mal einen Blick auf einen Sedimentkern und daraus engmaschig gewonnenen Probenmaterials geworfen hat, der weiß, dass es praktisch unmöglich ist, so was wie eine Katastrophenlage ganz zu übersehen.
Nach der Richtigstellung der Furchensteine als biogene Erscheinungen, und des Katastrophen-Horizonts bei Stöttham als Kolluvium (Darga, 2009) fehlt am nördlichen Ufer jedes Indiz für ein Impaktereignis. Wie ich bereits in einem anderen Beitrag geschrieben habe, sind auch keine Impaktspuren in den südlichen Chiemseemooren in der fraglichen Zeit festzustellen. Nachdem sich nun selbst in Bohrungen aus dem Chiemsee keinerlei Hinweise auf ungewöhnliche Ereignisse finden lassen, muss man den Chiemsee wohl zweifellos als kometenfreie Zone betrachten.
Literatur:
Xidas, S (1974). Sedimentologische Untersuchungen im Delta der Tiroler Ache (Chiemsee/Oberbayern). Dissertationsschrift der TU München, 143 pp.
Voigt, R. (1995). Paläolimnologische und vegetationsgeschichtliche Untersuchungen an Sedimenten aus Fuschlsee und Chiemsee (Salzburg und Bayern), Dissertationes botanicae 270, 303 p.
Darga, R. (2009). Der Chiemgau-Impakt eine Spekulationsblase Oder: Der Tüttensee ist KEIN Kometenkrater. In: Auf den Spuren des Inn-Chiemsee-Gletschers, Ed. Darga & Wierer, Wanderungen in die Erdgeschichte 27