Friday, December 11, 2009

Neue Untersuchungen zu Diamanten als Impaktindikatoren

Paquay et. al. (2009) beschäftigen sich in einer jüngst veröffentlichten Arbeit mit der Frage, ob es tatsächlich ein Impaktereignis zu Beginn der jüngeren Dryas gab. Dieser Impakt wurde zuvor von anderen Autoren (Firestone et al. , 2007; Kennett et. al. 2009) als Auslöser für die rapide Abkühlung der nördlichen Hemisphäre vor etwa 12.900 Jahren vorgeschlagen. Eine besondere Rolle spielten bei diesen Untersuchungen Funde von Kohlenstoffsphären und Nanodiamanten (in der Form als n-Diamant) und deren Bedeutung als Nachweis für einen Impakt.

Deshalb ist diese Arbeit auch sehr interessant im Zusammenhang mit dem angeblichen Chiemgau Impakt. Fast identische Befunde, also Kohlenstoffkügelchen mit Diamanten aus Bodenproben im Bereich des postulierten Streufeldes, werden nämlich auch vom CIRT als Argument für dieses Ereignis angeführt. Unterstützt wurde diese Meinung durch einen Konferenzbeitrag von Rösler et al. (2006), die einen Einschlag als Ursache für die Diamanten favorisieren. Seit letztem Jahr liegt auch eine Veröffentlichung von Yang et al. (2008) an Material aus Burghausen und (Spa) Belgien vor, in der dies schon etwas vorsichtiger formuliert wird. Die Autoren können einen Impakt als Ursache für die Entstehung der Diamanten nämlich nicht nachweisen, sie diskutieren daher auch alternative Ursachen wie -nun ja- einen größeren Vulkanausbruch.

Die Arbeiten von Paquay et al. (2009) ergaben jetzt weitere Hinweise zur Frage der Herkunft der Sphären und Diamanten. Sie konnten nach umfangreichen geochemischen Analysen keinerlei überzeugende Hinweise auf einen Impakt zu Beginn der jüngeren Dryas finden. Weder die Iridiumanomalien der vorhergehenden Arbeiten konnten sie nachvollziehen, noch fanden sie andere Auffälligkeiten bei ihren geochemischen Untersuchungen der Platingruppe (Os, Ir, Ru, Rh, Pt, Pd). Dies ist bemerkenswert, denn ohne Zweifel sind insbesondere Os Isotope sehr aussagekräftige Impaktindikatoren. Das alleinige Vorkommen von Nanodiamanten (n-Diamanten) ohne geochemisches Impaktsignal lässt demnach hier auch keine belastungsfähige Impaktdiagnose zu.
n-Diamanten können bei relativ niedrigen Temperaturen und niedrigen Sauerstoffgehalten bei Verfügbarkeit von Kohlenstoff entstehen. Daher spekulieren die Autoren über natürliche Waldbrände als Ursache für die in den von Yang et al. (2008) beobachteten Diamanten.
Eine ähnliche Erklärung wurde übrigens auch bereits für die Entstehung von Fullerenen in Sedimenten der Kreide-Tertiär Grenze vorgeschlagen (z.B. Heymann et al., 1994). Hier allerdings wurden diese Waldbrände wieder als direkte Folge des KT Impaktes gesehen.

Insgesamt zeigen die Arbeiten von Paquay et. al (2009) und Yang et al. (2008), dass Nanodiamanten als alleinige Impaktindikatoren fraglich und für den 'Chiemgau Impakt' möglicherweise ganz untauglich sind. Es wäre wünschenswert, wenn hier auch andere Ursachen - insbesondere auch anthropogene - mit in Betracht gezogen würden. Zweifellos bleibt die Entstehung der Kohlenstoffsphären mit Diamanten aber eine spannende Frage. Hierzu und zur Frage des 'Younger Dryas Impakt' bleibt abzuwarten, was etwa die Autoren um Firestone und Kennett zu den neuen Befunden zu sagen haben.

Literatur:

Firestone RB, et al. (2007) Evidence for an extraterrestrial impact 12,900 years ago that
contributed to the megafaunal extinctions and the Younger Dryas cooling. PNAS 104(41):16016–16021.

Heymann et al. (1994) Fullerenes in the Cretaceous-Tertiary Boundary Layer. Science 265:645 - 647

Kennett DG, et al. (2009) Nanodiamonds in the Younger Dryas boundary sediment
layer. Science 323:94.

Paquay et al. (2009):Absence of geochemical evidence for an impact event
at the Bølling–Allerød/Younger Dryas transition. PNAS 104 (51): 21505-21510

Rösler W., et al. (2005) Diamonds in carbon spherules – evidence for a cosmic impact?. 68th Annual Meteoritical Society Meeting

Yang et al (2008) TEM and Raman characterisation of diamond micro- and nanostructures
in carbon spherules from upper soils. Diamonds and related Materials 17:937–943

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