Monday, June 28, 2010

Die Schwimmsteine vom Tüttensee

Eigentlich wollte ich nicht näher auf den neuen Artikel von Ernstson eingehen, aber eine derart schräge Passage schreit förmlich danach aufgegriffen zu werden, nämlich die Geschichte von den Schwimmsteinen vom Tüttensee:

Ernstson et al. (2010) zeigen in ihrer Arbeit einige Bilder von dunklen, bimsartigen Steinen, die sie als Impakt-Schmelzgesteine deuten. Sie seien nach dem Einschlag durch die Aufschmelzung von Seesedimenten des Chiemsees entstanden.
Zu diesen Steinen präsentieren sie eine kuriose Geschichte: Vor 50 Jahren hätten Kinder sich einen Spaß daraus gemacht diese 'Schwimmsteine' ins Wasser zu werfen, um zu sehen, wie sie schwammen und darauf zu wetten welcher zuerst unterginge. Leider, leider sei dieses Spiel so überaus populär gewesen, dass man derlei Steine heute kaum mehr fände. Dieses Gestein sei zudem früher als Baumaterial für zahlreiche Bauernhäuser in der Umgebung verwendet worden.
Das stimmt, aber die Deutung dieses Materials als Impaktit ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Dazu muss man wissen, dass in unmittelbarer Umgebung reiche Eisenerzvorkommen seit Jahrhunderten abgebaut und vor Ort verhüttet wurden. So war die Maxhütte in Bergen seit über 300 Jahren in Betrieb. Als Abfallprodukt der Eisengewinnung fiel natürlich eine große Menge ans Schlacke an. Diese Schlacke war in der Umgebung als preiswertes Baumaterial sehr beliebt und wurde auch in zahlreichen Bauernhöfen verbaut. Letztlich ist es wohl genau diese Schlacke, die die Autoren in ihrer Arbeit zeigen.

Ich mag die Geschichte von den Schwimmsteinen eigentlich wirklich! Ich kann als Chiemgauer Bub zudem bestätigen, dass dieses Spiel auch durchaus ein paar Jahrzehnte später noch bekannt war. Ja, ich war sozusagen mit verantwortlich dafür, dass diese der wissenschaftlichen Untersuchung entzogen wurden;) Allerdings kann ich mir heute durchaus sicher sein damals keine Impaktgesteine versenkt zu haben.

5 comments:

  1. 100% Zustimmung & Ergänzung! Bereits 1940/41 wurde in den berühmten sog. "Nacht- und Nebelaktionen" von der (Luftlinie) 190 km entfernten Abraumhalde der Maxhütte das Schlackematerial extra am Tüttensee abgeladen, einerseits, damit die Kinder in der zu erwartenden schwierigen Nachkriegszeit "etwas zu spielen" hätten und andererseits, um vorsorglich von den Pfund-Fälschungen, die im Mai 1945 im Toplitzsee versenkt wurden, abzulenken.

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  2. Immerhin nähern Sie sich in Ihren Kommentaren (und hoffentlich auch mental) jetzt schon der Nachkriegszeit.

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  3. Wenn Sie das Impakt Schmelzgestein nicht
    wissenschaftlich untersuchen lassen haben,
    wozu schreiben Sie den Artikel ?

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  4. Wenn Sie das Impakt Schmelzgestein nicht
    Wissenschaftlich untersuchen lassen haben,
    wozu schreiben Sie den Artikel?

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  5. Lesen Sie den Artikel doch einfach nochmal. Im Text verbirgt sich die Antwort auf Ihre Frage.

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