Monday, December 6, 2010

Chiemgau Impact Hypothesis is Dead

Zusammen mit Martin Rundkvist und Robert Darga habe ich vor einiger Zeit eine Erwiderung auf den Antiquity Artikel von Rappenglück et al. verfasst. Diese wurde mit einer recht interessanten Begründung von den Herausgebern von Antiquity abgelehnt:
Es hatten sich nämlich zur etwa selben Zeit einige namhafte Geologen gefunden und ihrerseits eine Erwiderung eingereicht, die noch pointierter auf die regionale Geologie eingeht. Die Herausgeber entschieden sich dann eben für diese Variante. Auch gut! Vermutlich wird die Erwiderung leider nicht vor März erscheinen, die wissenschaftlichen Mühlen mahlen eben langsam...
In der Zwischenzeit hat aber Martin Rundkvist unsere Auffassung in seinem Blog unter dem Titel: 'Chiemgau Impact Hypothesis is Dead' veröffentlicht.

Thursday, November 11, 2010

Die Chiemsee-Furchensteine: wie aus Bioerosion eine Katastrophe wird

Fast hätte ich es vergessen: Hier das Poster das Stefan und ich auf der PalGes zum Thema Furchensteine vorgestellt haben.

Die Chiemsee-Furchensteine: wie aus Bioerosion eine Katastrophe wird

Ja, ich weiss... wir haben uns nochmal die Freiheit genommen den Titel etwas zu ändern.

Thursday, November 4, 2010

Würden Sie einen Impact überleben?

Dies kann man jetzt selbst hier überprüfen: http://www.purdue.edu/impactearth

Gefunden im AGU Blog..

Monday, October 18, 2010

Gareis: Der Eiszerfall im Umkreis des Chiemsees

Wie im letzten Post versprochen, hier das vollständige Kapitel aus Gareis (1978). Die entscheidenden Absätze zum Tütensee finden sich erst auf den letzten Seiten. Um aber sein Konzept der Einschotterung der Toteisblöcke zu verstehen, sollte man auch die ersten Seiten lesen.
Wer das aufmerksam liest, findet auch noch mehr 'Details', die das CIRT auf ihrer homepage wohl 'vergessen' hat mitabzudrucken, zB. zitieren sie Gareis wie folgt:
„Innerer Aufbau und Form der Terrasse, vor allem der Kantenverlauf sprechen gegen eine Entstehung durch glaziale … oder fluvioglaziale … Prozesse.“

Gareis schreibt aber:
„Innerer Aufbau und Form der Terrasse, vor allem der Kantenverlauf, sprechen gegen eine Entstehung der Tüttenseeumrahmung durch glaziale (Moränenwälle) oder fluvioglaziale (Erosionsreste einer größeren Terrasse) Prozesse.

Denn genau dazu wendete er seine sedimentologische Methodik an: Um zwischen Moränen- und Terassenmaterial zu unterscheiden.

Gareis: Der Eiszerfall im Umkreis des Chiemsees

Gareis, J. (1978): Die Toteisfluren des bayerischen Alpenvorlandes als Zeugnis für die Art des spätwürmzeitlichen Eisschwundes, Würzburger Geographische Arbeiten, Würzburg, 101 Seiten

Wednesday, October 13, 2010

Gareis richtig lesen

Zur Einweihung des Tüttenseekometenwanderwegs versuchten Mitglieder des CIRT die Aussagen der Arbeit von Gareis von 1978 zu entkräften, der damals bereits die Toteisgenese des Tüttensees nachgewiesen hatte. Kein Wunder, wo doch die Schautafeln jetzt schon stehen.
Sowohl auf der CIRT Seite als auch in Artikeln der örtlichen Presse tauchen jetzt Umdeutungen auf. Ziemlich frech ist der Vorwurf, ich würde Gareis falsch auslegen, ja, Gareis hätte die glaziale Genese sogar abgelehnt!

Auf der CIRT Seite finden sich neuerdings ein paar Textstellen aus der Gareis Arbeit, die dies belegen sollen. Gleich zu Anfang zitieren sie:

Es entstand in Form einer 8 die doppelte Tüttensee-Ringterrasse.“ usw.

Dieses ist schön aus dem Zusammenhang gerissen. Der Satz lautet nämlich vollständig:

Der Zerfall der absterbenden Gletscherzunge in zwei im Maximum 600m lange Klötze ermöglichte eine weitere, tieferliegende Entwässerungsbahn in den entstandenen Spalten. Es entstand in Form einer 8 die doppelte Tüttensee-Ringterrasse.

Eine ziemlich dreiste Auslassung! Und derlei nutzen die nun als Argument, ihren Kritikern vorzuwerfen, diese hätten selbst Dinge aus dem Zusammenhang gerissen!

Ich werde die nächsten Tage das Kapitel "Der Eiszerfall im Umkreis des Chiemsees" von Gareis scannen und ins Netz stellen. Dann kann sich jeder selbst ein Bild davon machen ob Gareis mit den abgestorbenen Gletscherzungen nun Toteis gemeint hat oder nicht.

Gareis, J. (1978): Die Toteisfluren des bayerischen Alpenvorlandes als Zeugnis für die Art des spätwürmzeitlichen Eisschwundes, Würzburger Geographische Arbeiten, Würzburg, 101 Seiten

Wednesday, September 29, 2010

Furchenstein Poster für die PalGes Tagung 2010

Dieses Jahr findet die Jahrestagung der Paläontologischen Gesellschaft in München statt. Mein lieber Freund Stefan Götz und ich fanden, dass dies ein schöner Anlass sei, einen kleinen Beitrag mit Lokalkolorit zum Thema Furchensteine im Chiemsee dort vorzustellen:

"R. Huber & S. Götz: Die Chiemsee Furchensteine: Wie aus Bioerosion eine Katastrophe wird"


Wir zeigen dort u.A. ein paar Dünnschliffe, die die endolithischen Prozesse in den Furchen gut dokumentieren und schöne mikroskopische Aufnahmen von Cyanobakterien, die die kalkige Kruste bilden. Natürlich gehen wir auch auf Ernstson's Interpretation der Furchen als Regmaglypten ein. Nach der Tagung werde ich versuchen das ein wenig für den Blog aufzubereiten, die Aufnahme weiter oben ist schon mal ein kleiner Vorgeschmack und dokumentiert die endolithischen Vorgänge ganz gut.

Friday, September 17, 2010

Mammutkiller unter Beschuss

Aufgrund von Funden ungewöhnlicher magnetischer Kügelchen wurde in jüngster Zeit ein Meteoriteneinschlag in der Nordhemisphäre an der Grenze zur Jüngeren Dryaszeit postuliert. Diese Zeitspanne am Ende der letzten Eiszeit wird durch einen erneuten starken Rückgang der Temperaturen gekennzeichnet, deren Ursache noch nicht völlig geklärt ist.

Der hypothetische Einschlag sollte dies nun erklären und wurde daher bald auch mit dem Aussterben der Mammuts und dem Untergang der nordamerikanischen Clovis Kultur in Zusammenhang gebracht.
Nachdem Firestone et al. 2007 diese Hypothese in PNAS in einen 'peer reviewed' Artikel vorgelegt haben ist eine ziemlich spannende Diskussion um diese Hypothese entbrannt. Scheibchenweise wurden in den letzten Jahren die Argumente der Impaktvertreter auf den Prüfstand gelegt und eines nach dem anderen widerlegt (siehe: Paquay et al., 2009).

Nachdem nun der Nachweis von hexagonalen Nanodiamanten - das letzte stichhaltige Argument der Einschlagsfraktion (Kennett et al., 2009)- in einer neuen Studie noch nicht einmal reproduziert werden konnte, verabschiedet sich auch das renommierteste Wissenschaftsjournal SCIENCE mit dem empfehlenswerten Artikel: 'Mammoth-Killer Flunks Out' (Kerr, 2010) von dieser Hypothese: No impact, thank you.

Literatur:

Firestone RB, et al. (2007): Evidence for an extraterrestrial impact 12,900 years ago that
contributed to the megafaunal extinctions and the Younger Dryas cooling. PNAS 104(41):16016–16021.

Kennett DG, et al. (2009): Nanodiamonds in the Younger Dryas boundary sediment layer. Science 323:94.

Paquay et al. (2009):Absence of geochemical evidence for an impact eventat the Bølling–Allerød/Younger Dryas transition. PNAS 104 (51): 21505-21510

Kerr, R. (2010):Mammoth-Killer Flunks Out, SCIENCE 329:1140-1141

Monday, September 6, 2010

Schautafeln am Tüttensee: der Impakt-Weg ist da

Kürzlich sind rund um den Tüttensee 5 Schautafeln aufgestellt worden, die wohl den neuen 'Impakt-Weg' rund um den See ausschildern. Der Zeitpunkt für die Aufstellung ist natürlich etwas delikat, obwohl ich leider nicht mit Sicherheit sagen kann, ob die Tafeln vor oder nach der Veröffentlichung des LfU Berichts installiert wurden.

Viel Neues gibt es dort jedenfalls nicht zu lesen, auf den Schautafeln wird mehr oder weniger das wiederholt, was schon auf den Postern der Ausstellung in Grabenstätt gezeigt wird.

Ein wenig paranoid klingt die Stellungnahme zu den Impakt-Kritikern (siehe Foto):
Demnach gibt es 3 Kategorien, allesamt unwissenschaftlich und unkritisch: 1) Die eiszeitgläubigen regionalen Geologen, 2) die 'anderen' Impaktforscher, die Ferndiagnosen betreiben und die 3) die Ahnungslosen, die sich zu Gruppe 1) oder 2) schlagen.

Wednesday, September 1, 2010

Rückzugsgefechte

Anders kann man wohl nicht bezeichnen, was zurzeit auf den CIRT Seiten zum Thema Tüttensee gezeigt wird.
Nun soll plötzlich die Gravimetrie ergeben haben, dass der Krater nicht der Tüttensee selbst ist. Nein, der Krater ist eigentlich viel kleiner und nimmt nur das Zentrum des Sees, ohne die Uferbereiche, ein. Das soll wohl die Aussagen des LfU infrage stellen.
Tut es aber nicht: Schließlich zeigt das LfU Profil in den oberen Bereichen durchgehend Torf und keine Spur von Auswurfmassen. Aus Letztgenannten soll aber angeblich der Wall bestehen. Wie diese wohl das Moor überflogen haben?

Während nun panisch Szenarien konstruiert werden, die den Tüttensee als Krater retten sollen, ist der Chiemgau-Impakt von der Wikipedia Gemeinde bereits als 'Überholte Theorie' abgestraft worden.

Die Chiemgau Impakt Seite zeigt jetzt sicherheitshalber schon mal eine 3D Abbildung des angeblichen Chiemseekraters und wahrscheinlich wird der Chiemsee bald in den Mittelpunkt der Diskussion rücken.

Monday, August 30, 2010

Der Tüttensee - eine Toteisbildung

Aus aktuellem Anlass möchte ich noch einmal auf die Entstehung des Tüttensees eingehen. Denn in seiner Erwiderung auf die Ergebnisse der Tüttenseedatierung behauptet Ernstson, zum Thema Toteislöcher: "...ist bis auf den heutigen Tag von Geologen und Geografen kein einziger Beleg (!) für eine eiszeitliche Genese des Tüttensees mit der Bildung eines Toteiskessels erbracht worden".
Dies entspricht nicht den Tatsachen. Die Toteisgenese des Tüttensees ist in der geowissenschaftlichen Literatur durchaus belegt. Allerdings in etwas älteren Quellen, die im Internet schwer oder gar nicht zu finden sind, und daher den Gang in eine gut sortierte Bibliothek erfordern.

Jedenfalls liegen durchaus Untersuchungen vor, die auch die Chiemseegegend und ausdrücklich den Tüttensee mit einschließen. Neben der gut dokumentierten geologischen Kartierung von Ganns (1977), hat Josef Gareis bereits im Jahr 1978 die Toteisgenese des Tüttensees mit geomorphologischen und sedimentologischen Untersuchungen nachgewiesen. Er widmet dem Tüttensee mehrere Seiten und beschreibt die geomorphologische Situation wie folgt:
"Die Hohlform des Tüttensees ist umgeben von einem etwa 50 m breiten Wall mit vollkommen ebener Krone [...] Ein kleineres Becken schließt sich im Osten an".
Gareis nimmt an, dass nach dem Zerfall der Chiemsee-Gletscherzunge dort zwei Toteisblöcke liegen geblieben sind, die dann durch Schmelzwässer des folgenden Interstadials eingeschottert worden sind. "Es entstand in Form einer 8 die doppelte Tüttensee-Ringterrasse" (siehe Abbildung 1). Diese Beobachtungen sind jüngst von Doppler & Geiss (2005) bestätigt worden. In deren Arbeit kann man diese Strukturen auch anhand eines schönen 3D Bildes sehr gut nachvollziehen. Hier wird übrigens auch deutlich, dass es einen Ringwall im eigentlichen Sinne gar nicht gibt, sondern die nördliche Flanke der Terrasse sich vielmehr in Richtung ENE fortsetzt.

Da allein aufgrund von Geländemerkmalen Aussagen zur Bildungsgeschichte nur schwierig zu treffen sind, hat Gareis in seiner Arbeit die Terrassen zusätzlich sedimentologisch untersucht, um sie von Moränen unterscheiden zu können. Dazu hat er Gerölle auch nach Form und Rundungsgrad eingeordnet und ihre Orientierung im Raum eingemessen.
Glücklicherweise hat er dabei am Tüttensee zwei Messungen durchgeführt. Eine davon im NW-Aussenrand der Terrasse, die andere am SW-Innenrand der Terrasse.
In beiden Aufschlüssen konnte er horizontal gelagerte, gut eingeregelte, überwiegend stark gerundete Komponenten einmessen. Bemerkenswert ist hier, wie sehr sich die sedimentologischen Merkmale, also Rundungsgrad und die identische Orientierung der Gerölle, in beiden Aufschlüssen gleichen. Gareis findet zudem, dass die Sedimente an Feinmaterial verarmt sind.

Daraus konnte Gareis zwanglos eine ehemalige NE-SW Transportrichtung des Sediments durch interstadiale Schmelzwässer rekonstruieren, die zu einer Einschotterung der Toteisblöcke, und damit der Bildung der Tüttensee-Terrassen führten.
Diese Beobachtungen stehen in direktem Widerspruch zu einer Impaktgenese, denn die Sedimente zeigen entgegen den Behauptungen des CIRT, nicht einmal alle Charakteristika sogenannter Diamiktite. Sie entsprechen aber völlig den sedimentologischen Erwartungen an der o.g. Terrassenbildung, sie spiegeln die Dynamik der Einschotterung der Toteisblöcke durch Schmelzwassermassen wieder.

Literatur:

Ganns, O. et al. (1977): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1:25000, Bl. 8140, Prien a. Chiemsee u. Bl. 8141, Traunstein, 344 pp.

Gareis, J. (1978): Die Toteisfluren des bayerischen Alpenvorlandes als Zeugnis für die Art des spätwürmzeitlichen Eisschwundes, Würzburger Geographische Arbeiten, Würzburg, 101 Seiten

Doppler, G. & Geiss, E. (2005): Der Tüttensee im Chiemgau – Toteiskessel statt Impaktkrater. Bayerisches Geologisches Landesamt, http://www.lfu.bayern.de/geologie/fachinformationen/meteoriten/doc/tuettensee.pdf.

Wednesday, August 25, 2010

Das Ende des Tüttenseekraters

Gestern hat das bayerische Landesamt für Umwelt in einer Pressemitteilung erste Ergebnisse ihrer Untersuchungen an Moorprofilen des Tüttensees veröffentlicht: Im Einzelnen liegen 4 Datierungen vor, davon wurden drei an Torfproben vorgenommen.
Bereits die oberste und damit jüngste Probe weist ein Alter von etwa 4.500 Jahren auf. Weitere, aus größerer Tiefe gewonnene, Torfproben sind auf ca. 6.800 und 10.000 Jahre datiert worden. Schließlich zeigt eine Probe aus dem darunter vorkommenden Seesediment ein Alter von über 12.000 Jahren:

Altersdatierungen der Profilaufnahme (KROEMER, 2009):

0,6 m: Cal BP 4.580‐4.420

0,8 m: Cal BP 6.890‐6.670

2,5 m: Cal BP 10.220‐ 9.910

2,8 m: Cal BP 12.750‐ 12.390


Die vorgelegten Altersbestimmungen belegen also eindeutig die eiszeitliche Bildung des Tüttensees als Toteisloch. Sie schließen die Bildung durch ein keltenzeitliches kosmisches Ereignis völlig aus.
Damit dürfte das Ende der kurzen Karriere des Tüttensees als Einschlagkrater besiegelt sein.


Der vollständige Bericht kann hier eingesehen werden:

Kroemer, E. 2010. Sedimententnahme und Datierungen in der Verlandungszone des Tüttensees. http://www.lfu.bayern.de/geologie/doc/tuettensee_datierungen_kurztext_kea_end.pdf

Thursday, August 12, 2010

Phaetons Fall in 'Antiquity' - hat das Peer Review versagt ?

Dies legt zumindest Martin Rundkvist in seinem Artikel: 'Amateur Impact Hypothesis Makes It Into Major Archaeology Journal' nahe.

Mit ziemlich spitzer Feder nimmt er sich das Peer Review von Antiquity zur Brust.
Die Gutachter hätten aufgrund mangelnder Fachkenntnis diesen Artikel leichtfertig durchgewunken. Tatsächlich war es offensichtlich für diese archäologische Fachzeitschrift nicht möglich, Gutachter zu finden, die in griechischer Mythologie bewandert sind und auch die geowissenschaftlichen Fakten kritisch hinterfragen können. So haben sie einen Artikel zur Veröffentlichung zugelassen, in dem eine These aufgestellt wir, die selbst von der Richtigkeit einer anderen, nicht anerkannten, fachfremden These beruht. Sehr ungewöhnlich.

Monday, June 28, 2010

Die Schwimmsteine vom Tüttensee

Eigentlich wollte ich nicht näher auf den neuen Artikel von Ernstson eingehen, aber eine derart schräge Passage schreit förmlich danach aufgegriffen zu werden, nämlich die Geschichte von den Schwimmsteinen vom Tüttensee:

Ernstson et al. (2010) zeigen in ihrer Arbeit einige Bilder von dunklen, bimsartigen Steinen, die sie als Impakt-Schmelzgesteine deuten. Sie seien nach dem Einschlag durch die Aufschmelzung von Seesedimenten des Chiemsees entstanden.
Zu diesen Steinen präsentieren sie eine kuriose Geschichte: Vor 50 Jahren hätten Kinder sich einen Spaß daraus gemacht diese 'Schwimmsteine' ins Wasser zu werfen, um zu sehen, wie sie schwammen und darauf zu wetten welcher zuerst unterginge. Leider, leider sei dieses Spiel so überaus populär gewesen, dass man derlei Steine heute kaum mehr fände. Dieses Gestein sei zudem früher als Baumaterial für zahlreiche Bauernhäuser in der Umgebung verwendet worden.
Das stimmt, aber die Deutung dieses Materials als Impaktit ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Dazu muss man wissen, dass in unmittelbarer Umgebung reiche Eisenerzvorkommen seit Jahrhunderten abgebaut und vor Ort verhüttet wurden. So war die Maxhütte in Bergen seit über 300 Jahren in Betrieb. Als Abfallprodukt der Eisengewinnung fiel natürlich eine große Menge ans Schlacke an. Diese Schlacke war in der Umgebung als preiswertes Baumaterial sehr beliebt und wurde auch in zahlreichen Bauernhöfen verbaut. Letztlich ist es wohl genau diese Schlacke, die die Autoren in ihrer Arbeit zeigen.

Ich mag die Geschichte von den Schwimmsteinen eigentlich wirklich! Ich kann als Chiemgauer Bub zudem bestätigen, dass dieses Spiel auch durchaus ein paar Jahrzehnte später noch bekannt war. Ja, ich war sozusagen mit verantwortlich dafür, dass diese der wissenschaftlichen Untersuchung entzogen wurden;) Allerdings kann ich mir heute durchaus sicher sein damals keine Impaktgesteine versenkt zu haben.

Monday, June 14, 2010

Huch..

Kürzlich war ich mit meiner Familie am ehemaligen Bremer Überseehafen unterwegs. Dessen aufgegebene Hafenbecken sind vor einigen Jahren mit Meeressanden verfüllt worden und werden jetzt nach und nach zur Bebauung freigegeben. Dieses neugestaltete Hafengelände ist immer für einen Sonntagsausflug gut und allemal einen kleinen Bummel wert. Außerdem kann man auf den brachen Flächen mit den Kindern prima nach Muscheln und Steinen suchen. Was wir auch ausführlich getan haben.

Ich habe jedenfalls nicht schlecht gestaunt, als ich über dieses leicht angerostete Trumm (siehe Bild) stolperte!
Ja, ja ich weiß, ganz in der Nähe sind die Stahlwerke und so weiter… Aber ganz kurz durchzuckte mich wohl genau jener Gedanke, den die Chiemgau Impactler beim Anblick einer runden Erdvertiefung beglücken mag.

Wednesday, May 26, 2010

Neues von der Publikationsfront

Es gibt einiges von der Chiemgau Impakt Publikationsfront zu berichten:

Kord Ernstson hat offenbar im Selbstverlag ein Buch geschrieben: Der Chiemgau-Impakt. Ein bayerisches Meteroitenkraterfeld. 80 Seiten, 40 Abbildungen, fester Einband.
ISBN 978-3-00-031128-4 Preis: 10 Euro. Mehr Informationen und Bestellung HIER

In der März Ausgabe des vergleichsweise exotischen Journal of Siberian Federal University ist der Artikel: The Chiemgau Crater Strewn Field: Evidence of a Holocene Large Impact Event in Southeast Bavaria erschienen. Ein langer Text, der ziemlich ungefiltert die Inhalte der CI Homepage zusammenfasst.

Einige der PDFs des CIRT sind jetzt von der Deutschen Nationalbibliothek hier archiviert worden. Dies mag zunächst wie eine Adelung dieser Inhalte wirken. Die DNB kommt hier aber lediglich ihrem gesetzlichen Auftrag nach, alle deutschsprachlichen Netzpublikationen zu archivieren. Dies ist sehr begrüßenswert, denn nun gibt es unveränderbare, zitierbare Quellen für die Thesen des Chiemgau Impakt Teams. Zudem wird nun auch die Urheberschaft bzw. die Autoren dieser Texte klar.

Außerdem erwartet uns wohl im Juli der erste Chiemgau Impakt Roman: Das Mysterium des Himmels: Historischer Roman
von Uwe Gardein, ISBN: 978-3-8392-1075-8

Thursday, May 13, 2010

Schon wieder Furchensteine

Auf der Chiemgau Impakt Seite sind schon wieder neue Furchensteine aufgetaucht und als Regmaglypten deklariert worden. Schon komisch, wie diese Leute auf dem Thema rumreiten.. Allerdings ist der Umgang damit immer noch etwas verschämt auf die Homepage beschränkt, in der Ausstellung in Grabenstätt wird kein einziges Exemplar gezeigt. Nach Publikationen dazu braucht man gar nicht zu suchen.

Wie weit verbreitet Furchensteine am Chiemsee sind, zeigt übrigens Rimbao in seinem Blog Furchenstein.de, in dem er sich mit Hingabe diesem Thema widmet.

Monday, May 3, 2010

Der Chiemsee als Archiv und warum dort kein Kometeneinschlag verzeichnet ist

Seit dem Rückzug des Inn-Chiemseegletschers und der Bildung des endgültigen Chiemseebeckens wurden dort in den folgenden Jahrtausenden laufend allerlei Materialien abgelagert, die für den Erdwissenschaftler einen echten Schatz darstellen.
Die Quellen für diese Ablagerungen, die bis heute in den See gelangen, sind vielfältig. Am bedeutsamsten ist sicher die Sedimentfracht der Tiroler Achen, die enorme Mengen an Gebirgsschutt anliefert. Dessen gröbere Anteile finden sich vor allem im Deltabereich, während sich die feinere, tonige Fracht im gesamten Becken ausbreitet. In Ufernähe findet daneben die Bildung von kalkiger Seekreide und natürlich das Wachstum der Moore statt. Daneben darf man aber auch den Beitrag von Schalen bildenden Organismen nicht vergessen. Diese kennen wir sowohl im Großen, etwa Schnecken und Muscheln, als auch im mikroskopischen Maßstab wie etwa die Schalen der Kieselalgen. Schließlich muss man noch Wind und Regen als beständigen Lieferanten für Staub und Pollen nennen.

Sowohl die Zusammensetzung dieses Eintrags als auch ihre Menge ist von zahlreichen Faktoren abhängig, vor allem vom Klima. Temperaturen und Niederschläge haben einen sehr großen Einfluss auf das Sedimentationsgeschehen. Sie steuern zum Beispiel die Flußfracht maßgebend. Ein ausreichend gutes Klima ruft noch einen weiteren Faktor auf den Plan: den Menschen. Er kann durch technische Eingriffe ganze Regionen umgestalten. Tatsächlich wurde der Wasserspiegel des Chiemsees in den letzten Jahrhunderten mehrmals künstlich verändert. Und selbst die bloße Anwesenheit des Menschen kann Spuren hinterlassen. Zunehmende Besiedlung und die damit verbundene Entwaldung und Landwirtschaft beeinflußt etwa Erosionsprozesse und damit das Ablagerungsgeschehen.
Wenn den Chiemgauern nun nicht gerade der Himmel auf den Kopf fällt, laufen diese Prozesse weitestgehend ungestört ab. Daher werden mit den Sedimenten, die sich über die Jahrtausende im See ansammeln, auch Spuren all dieser Ereignisse mit abgelagert. Der Chiemsee und seine Sedimente bergen also ein wertvolles Archiv, das der Geowissenschaftler mit modernen Methoden entschlüsseln kann.

Die einzige Arbeit, die bislang den Versuch unternommen hat, dieses Archiv zu öffnen, wurde von Ricarda Voigt (1996) vorgelegt. Sie beschäftigt sich darin sehr ausführlich mit der Besiedlungs- und Landschaftsgeschichte am Chiemsee. Dazu nutzt sie vor allem Pollen, die in die Sedimente des Chiemsees verfrachtet wurden. Denn die Veränderungen der Pollenzusammensetzung in Seesedimenten ist ein sehr guter Anzeiger für Veränderungen der Vegetation an seinen Ufern. Veränderungen bestimmter Pollen spiegeln nämlich den Wandel der Landschaftsgeschichte wider. So kann man etwa leicht die Häufigkeit von Baumpollen mit der Ausdehnung der Wälder in Einklang bringen. Da sich die Eingriffe des Menschen im Landschaftsbild besonders bemerkbar machen, können Pollen auch als Besiedlungsanzeiger dienen. Es ist ja leicht verständlich, dass etwa ein erhöhtes Vorkommen von Getreidepollen und ein gleichzeitiger Rückgang von Baumpollen für viel Ackerbau sprechen. Um die Entwicklung der Besiedlungsdichte zu rekonstruieren bedient man sich bestimmter Pollenarten, vor allem der Getreidearten, als Indikatoren.

Abb. Zusammenfassung der wichtigsten Pollen aus der Arbeit von Voigt (1999). Neben den Siedlungsanzeigern sind auch die Kurven für Buchen (Fagus) und anderer Indikatoren dargestellt. EMW: Bäume wie Eiche, Linde, Ahorn, Esche und Ulmen. NBP: alle Kräuter; Cerealia sind Getreidesorten.

Für den Chiemsee ist die Datenlage sehr gut, Frau Voigt (1996) konnte hochauflösend zwei Kerne aus den tiefen Bereichen des Sees beproben, die einen Zeitraum von über 12000 Jahren erfassen. Aufgrund ihrer Polenanalysen konnte sie die Landschafts-und Siedlungsentwicklung der Umgebung des Chiemsees sehr genau rekonstruieren:

Erste schwache Hinweise auf Eingriffe des Menschen sind so bereits ca. 3900 v. Chr zu finden, ab ca 2700 v. Chr sind diese deutlicher ausgeprägt und gekennzeichnet durch einen Rückgang der Buchen. Diese erste Besiedlung fand nach 300 Jahren ihr Ende und wurde erst 500 Jahre später, während der Bronzezeit (ca. 1900 v. Chr) wieder aufgenommen. Erst jetzt werden neben Anzeichen einer starken Rodung auch erste Hinweise auf Ackerbau und Weidewirtschaft im Pollenspektrum gefunden. Insgesamt scheint die menschliche Tätigkeit in dieser Zeit noch schwach und noch auf recht uferferne Bereiche beschränkt gewesen zu sein. Sie scheint auch im Lauf der folgenden 300 Jahre deutlich nachgelassen zu haben.
Während der Urnenfelderzeit (ca. 1100 v. Chr) kam es dann zu erheblichen Rodungen der ufernahen Wälder, von denen neben Laub auch Nadelhölzer betroffen waren. Dies spricht für Ansiedelungen von Menschen nun direkt am See. Die Abholzungen trafen nun nicht nur Buchen, sondern auch z.B. Linden, Ahorne und Nadelbäume. Angebaut wurden zu dieser Zeit Gerste und Weizen. Diese Siedlungsphase dauerte gut 300 Jahre bis etwa 800 v. Chr.

Sie werden jetzt aufmerken, denn wir betrachten nun den Zeitraum, für den Rappenglück et al. (2009) die kosmische Katastrophe im Chiemgau postuliert. Tatsächlich läßt in den folgenden 200 Jahren die Besiedelung am Chiemsee etwas nach und ist nur noch spärlich vorhanden.
Dieser markante Rückgang der Siedlungstätigkeit im Zeitraum 800-600v. Chr. ist allerdings nicht regional beschränkt, sondern konnte -zeitgleich- anhand von Pollenuntersuchungen auch an anderen europäischen Seen festgestellt werden (z.B. van Geel et al. 1996, Magny, 2004;Holzhauser et. al. 2005; Gauthier & Herve, 2008). Interessanterweise konnte man für den gleichen Zeitabschnitt an Bohrkernen aus dem Nordatlantik einen deutlichen Trend zu kälteren Temperaturen nachweisen (Bond et al., 2001). In den Alpen konnte zudem zeitgleich ein deutliches Wachstum für den Großen Aletsch-, Gorner- und Grindelwaldgletscher festgestellt werden (Holzhauser et al., 2005).
Es handelt sich bei dem Rückgang der Besiedelung am Chiemsee offensichtlich um die Auswirkung einer deutlichen klimatischen Verschlechterung, die von zahlreichen Untersuchungen aus der nördlichen Hemisphäre nachgewiesen werden konnte. Als naheliegendste Ursache für diese schlechteren Umweltbedingungen gelten heute Schwankungen der Sonnenaktivität (z.B. van Geel, 1996; Bond, 2001; Mauquay, 2008). Die Sonneaktivität kann mit geochemischen Methoden (C14) gut rekonstruiert werden und korrelieren sehr gut mit den beobachteten Schwankungen der Temperatur und Besiedlung.
Vielfach werden von den Mitgliedern des CIRT (Chiemgau Impact Team) ja fehlende Alternativerklärungen für dies und jenes als Argument für ein kosmisches Ereignis angeführt. Für die Befunde aus dem Chiemsee jedenfalls kann man dies ganz lässig abweisen. Die Sedimentkerne zeigen ein lückenloses Erklärungsmodell für die Besiedelungsentwicklung an seinen Ufern und es fehlen jegliche sedimentologische Auffälligkeiten. Deshalb gibt es im Archiv des Chiemsees auch keinen Hinweis auf einen Einschlag - dort oder in der Region - jedweder Art.

PS.:
Hier stößt mir nun wieder die dümmliche Bemerkung der ARTE X:enius Moderatoren "Mei, man müsste halt nur da mal rausfahren und bohren, dann weiss man Bescheid" auf. Ja, genau! Aber wenn die Redaktion nicht in der Lage ist zu recherchieren, dass eine solche Bohrung schon vor 15 Jahren erfolgt ist (Google: Chiemsee Sediment) - dann weiss man halt nicht Bescheid und kann jeden Schmarrn senden.

Literatur:

Bond G, Kramer B, Beer J, Muscheler R, Evans MN, Showers W, Hoffmann S, Lotti-Bond R, Hajdas I & Bonani G. (2001). Persistent solar influence on north Atlantic climate during the Holocene. Science 294: 2130–2136.

Gauthier E & Herve R (2009). Bronze Age at Lake Bourget (NWAlps,France):Vegetation,human
impact and climatic change. Quaternary International, 200,111–119

Holzhauser H, Magny M & Zumbühl H J (2005) Glacier and lake-level variations in west-central Europe over the last 3500 years. The Holocene, 15 (6) pp. 789- 801
Glacier

Magny M (2004). Holocene climate variability as reflectedby mid-European lake-level
fluctuations and its probable impact on prehistoric human settlements. Quaternary International, 113, 65–79

Rappenglück, B.; Ernstson, K.; Mayer, W.; Neumair, A.; Rappenglück, M. A.; Sudhaus, D.; Zeller, K. W. (2009): The Chiemgau Impact: An Extraordinary Case Study for the Question of Holocene Meteorite Impacts and their Cultural Implications. Cosmology Across Cultures ASP Conference Series, Vol. 409, proceedings of the conference held 8-12 September, 2008, at Parque de las Ciencias, Granada, Spain. Edited by José Alberto Rubiño-Martín, Juan Antonio Belmonte, Francisco Prada, and Antxon Alberdi. San Francisco: Astronomical Society of the Pacific, 2009., pp. 338-343

van Geel B, Buurman J & Waterbolk H T(1996) .Archaeological and palaeoecological indications of an abrupt climate change in The Netherlands, and evidence for climatological teleconnections around 2650 BP. JOURNAL OF QUATERNARY SCIENCE (1996) 11 (6) 451-460

DMITRI MAUQUOY,1* DAN YELOFF,2 BAS VAN GEEL,2 DAN J. CHARMAN3 and ANTONY BLUNDELL (2008). Two decadally resolved records from north-west European peat bogs show rapid climate changes associated with solar variability during the mid–late Holocene. JOURNAL OF QUATERNARY SCIENCE 23(8) 745–763

Saturday, April 3, 2010

Such den Chiemseekrater!

Viel Geheimniskrämerei wird zurzeit um den angeblichen Fund eines Einschlagkraters mitten im Chiemsee gemacht. Dieser Krater wird ja ziemlich dringend benötigt, da ja ansonsten erheblicher Erklärungsnotstand bezüglich der sogenannten Katastophenlage (Tsunami..) herrschen würde.

In der unsäglichen X:enius Sendung zum Thema Chiemgau-Impakt konnte man jüngst auf Arte CIRT Mitglieder bewundern, die eine Journalistin auf einem kleinen Boot direkt zum 'Fundort' fuhren und dort stolz am Sonargerät eine tiefe Stelle präsentierten. Zurück am Strand durfte ein CIRT Mitglied eine 3D Grafik, die die den Chiemseekrater zeigen sollte, in die Kamera halten. Diese Abbildung kann man auch auf einem Poster der Grabenstättaustellung zum Chiemgau Impakt sehen, die hier zum Download als pdf zu finden ist. Dort heisst es:
"SONAR-Echolotmessungen, die die CIRT-Forschergruppe zusammen mit der Chiemgauer Wasserwacht durchgeführt hat, zeigen am Boden des Chiemsees eine auffällige Struktur, die für den Boden eines eiszeitlichen Sees ganz untypisch ist. Die etwa 800x400m messende Struktur sieht wie ein Doppelkrater aus, der einen Ringwall besitzt."

Ich weiß ja nicht, was diese Leute für einen typischen 'eiszeitlichen' Seeboden halten. Offensichtlich waren sie aber doch überrascht, diese Senke zu finden. 800 m ist auch ganz schön groß! Ein Ringwall ist dort wohl nur mit zugekniffenem Auge und viel Phantasie zu entdecken. Wo der Krater denn nun sein soll wird natürlich nicht gezeigt.
Sei's drum.. Zum Osterfest möchte ich gerne diese Abbildung zeigen, die einen Teil des Reliefs des Chiemsees zeigt. Für ein paar Euro kann man sich diese beim Landesamt bestellen. Wie man sieht, ist der Chiemsee alles andere als eine flache Schüssel, sondern zeigt ordentlich Relief. Dort ist auch eine reichliche Anzahl an Kraterkandidaten in allen Größenordnungen zu finden, die ein bisschen wie Osternester versteckt in der Tiefe liegen.

Wednesday, March 17, 2010

Bohrungen des Landesamtes am Tüttensee

Das sehr gute Bodeninformationssystem vom Bayrischen Geologischen Landesamt (GLA) bietet einige hilfreiche Funktionen und eine Unmenge an Geodaten. Jedermann kann sich hier etwa 1:25000er geologische Karten anzeigen lassen. Diese Karte etwa, die ich mit freundlicher Genehmigung des GLA hier zeigen darf. Bemerkenswert sind hier besonders die 3 kleinen Bohrturmsymbole im östlichen, moorigen Bereich des Tüttensees.
Nachdem die Süddeutsche Zeitung letztes Jahr bereits über geplante Bohrungen des GLA in den Mooren des Tüttensees berichtete, hat das GLA letzten Herbst dort offenbar also eine Bohrkampagne durchgeführt. In der Bohrdatenbank des GLA sind bislang 3 Bohrungen erfasst, die einen Kerngewinn von bis zu 4 Metern erbrachten. Spannend werden jedenfalls die Ergebnisse der Auswertung dieser Kerne, insbesondere die zu erwartenden stratigrafischen Befunde.

Copyright des Kartenmaterials:

Geologische Karte 1:25.000:
(c) Bayerisches Landesamt für Umwelt, www.bis.bayern.de
Geobasisdaten: (c) Bayerische Vermessungsverwaltung

Sunday, February 28, 2010

Schöne Steine in Grabenstätt

Nach dem Spaziergang um den Tüttensee, hat uns die Neugier auch in die Impakt-Ausstellung in Grabenstätt getrieben. Kurz vor dem Ende der Öffnungszeit dort angekommen, ließ uns eine sehr freundliche Dame dennoch genug Zeit, um in Ruhe alle dort gezeigten Exponate zu bewundern.

In dem kleinen Ausstellungsraum finden sich einige Vitrinen, in denen man hauptsächlich Steine in verschiedenen Stadien der Verwitterung sehen kann. Dies wird von den Ausstellern entweder dem Einfluss von großer Hitze oder aber von Säure zugeschrieben. Daneben zeigt man dort auch Steine, die tief verwitterte Klüfte, angeblich entstanden durch Schockdeformation, aufweisen. Einer der Höhepunkte der Ausstellung ist die "hässliche Ente vom Tüttensee", auch ein lustig verwitterter Stein vom Tüttensee.

Man muss sagen, alle gezeigten Steine sind wirklich hübsch und mit großer Sorgfalt gereinigt worden. Damit sind die positiven Aspekte der Ausstellung auch schon ausreichen gewürdigt worden.

Der Großteil der Exponate stellt eine gewagte Ansammlung dreister Umdeutungen, etwa der besagten Verwitterungsformen dar: alles typische Merkmale eines Impaktes, wenn man den Ausstellungsmachern glauben will. Was natürlich Unsinn ist. Ähnlich verwitterte Steine könnte man wohl in jedem zweiten Vorgarten entlang des nördlichen Alpenrandes aufsammeln. Auch wenn man dann Gefahr läuft, ungewollt das Streufeld noch weiter auszudehnen;)

Die Ausstellung verließen wir jedenfalls nach anfänglichem Schmunzeln und Kopfschütteln mit einem seltsamen Fremdschämgefühl. Ein Apfelstrudel und ein Haferl Kaffee am Chiemsee halfen aber sehr.

Friday, February 19, 2010

Ein Spaziergang um den Tüttensee

Ich war kürzlich kurz in der alten Heimat und konnte meine liebe Frau überreden mit mir einen Spaziergang um den Tüttensee zu unternehmen. Eigentlich wollte ich auch die alten Kiesgruben im Westen und Norden besuchen um ein paar schöne Aufnahmen von den dortigen fluvioglazialen (Fluss, Gletscher) Sedimenten machen. Ich hatte im Sommer schon vor diesen wirklich schönen Schrägschichtungen gestanden, hatte aber keinen Fotoapparat dabei.

Nun habe ich mir wohl den ziemlich ungünstigsten Zeitpunkt ausgesucht, den man sich vorstellen kann, denn die Landschaft versank im tiefen Neuschnee. Ich musste festzustellen, dass eine dicke Schneeschicht alle Aufschlüsse bedeckte und man wirklich gar nichts sehen konnte - zumindest nicht ohne Schaufel.

Die Hügel die den Tüttensee säumen sind Kames bzw. Kamesterrassen. Diese entstehen beim Abschmelzen des Gletschers durch Anschüttung von fluviatilem Material in Gletscherdepressionen oder am Gletscherrand im Kontakt mit Talhängen. Neben der gut ausgeprägten Morphologie, also der Terrassenkanten, belegen die schräg geschichteten Kiese diese Prozesse sehr gut. Die Motivation daraus nun einen Kraterwall zu machen ist mir schleierhaft. Neben dem erwähnten Aufschluss zeigt die geologischen Karte (Blatt Prien) zehn zum großen Teil aufgelassene Kiesgruben, deren Abbauwürdigkeit spricht allein schon Bände.

Ich konnte den Tüttensee nun in winterlicher Pracht genießen, ein wirklich schöner Tiefschneespaziergang. Einen kleinen Einblick in den Untergrund offenbarte sich am Weg dann doch: Umgestürzte Bäume hatten schöne kleine Krater und prall gefüllte Wurzelstöcke hinterlassen. Eine Katastrophenschicht sozusagen;). Anbei ein Bild, das zwar keine sensationellen Enthüllungen gestattet, das Material zeugt aber durchaus von fluvioglazialen Prozessen. Bei Gelegenheit werde ich die Tüttensee Aufschlüsse noch mal bei besserer Witterung besuchen, dann kann ich hoffentlich mehr und aufschlussreichere Bilder zum Thema bieten.

Monday, February 1, 2010

Im Volltext: Der Chiemgau-Impakt - eine Spekulationsblase

Herr Darga hat freundlicherweise seinen Artikel zur Veröffentlichung im Internet freigegeben. Viel Spaß bei dieser hochinteressanten Lektüre!
Der Chiemgau-Impakt – eine Spekulationsblase Oder: Der Tüttensee ist KEIN Kometenkrater

Saturday, January 16, 2010

Schaudervoll hingegen war mir dieser Anblick...

Diesen wirklich schönen Text von Mathias Flurl, der in seinem 1792 erschienenen Werk 'Beschreibung der Gebirge von Baiern und der oberen Pfalz' nachzulesen ist, habe ich kürzlich gefunden. Wer würde sich heute noch trauen so- in einer wissenschaftlichen Abhandlung- zu schreiben? Er schreibt jedenfalls Folgendes über den Chiemsee:

Von Traunstein reiste ich über Seebruck nach dem grossen Chiemsee, um das Prachtvolle und Erhabene dieser Gegend näher und etwas ferner vom Gebirge zu besichtigen. Bezaubernd ist der Anblick, den man schon auf der Hochterasse über einen Berg herab nach Seebruck zu genießt, wo man in der Ferne über den grossen und weiten Spiegel des Sees die 2 Klöster, Herrn und Frauenwörth, ganz von Wasser umgeben auf ihren Inseln wie isolirt erblickt. Schaudervoll hingegen war mir dieser Anblick, als ich im stürmischen Ungewitter sein Wellen sich aufthürmen, und schäumend an die Ufer heranschlagen sah, und ihr fürchterliches Brausen und Getöse hörte.
Weh dem einsamen Schiffer, den ein solcher Sturm überfällt, er ist unwiederbringlich verlohren, denn wenn auch sein kleiner Kahn nicht an Klippen geworfen wird, die unter dem Weitsee bey Kieming am gefährlichsten sind; so steht er doch fast allezeit in der Gefahr von den Wellen zerschlagen zu werden; ja man erzählt hier Beyspiele, daß, wenn nach einem recht fürchterlichen Sturme ein solches unglückliches Schiffchen ans Land gebracht ward, die Leute darin oft an allen Gliedern zerschlagen und wie geradbrecht gefunden wurden.

Thursday, January 7, 2010

Der Chiemsee ist eine kometenfreie Zone

Meine Bibliothek war gut zu mir und so konnte ich heute endlich einen Blick in die schöne Arbeit von Ricarda Voigt (1995) werfen. Diese ist, abgesehen von einer älteren Arbeit aus dem Delta der Tiroler Ache von Xidas (1974) , soweit ich weiß, die einzige Untersuchung an Sedimentkernen aus dem Chiemsee.

Frau Voigt hatte die Gelegenheit sedimentologische und paläoklimatische Untersuchungen an Seesedimenten des Chiemsees vorzunehmen. Dazu lagen ihr zwei Schwerelot-Kerne aus den tiefen Bereichen des Sees vor. Kern CH83/12 stammt aus 72m und Kern CH83/24 aus 60 m Wassertiefe. Sie umfassen eine Länge von 8,20 m bzw. 10,20 m. Die genaue Lage der Kerne kann aus der Google Karte anbei entnommen werden.



Diese Informationen auf einer größeren Karte anzeigen


Zu beiden Kernen legt Voigt auch eine hervorragende Altersdatierung vor, demnach umfassen die Kerne insgesamt einen Zeitraum von über 12000 Jahren vor heute.
Besonders spannend sind die paläoklimatischen und pollenanalytischen Untersuchungen von Voigt und die daraus folgende Rekonstruktion der Besiedlungsgeschichte der Gegend um den Chiemsee. Dazu aber später mehr, zunächst möchte ich mich auf Impaktindikatoren in den Sedimentkernen beschränken.

Die Kometensucher des CIRT haben ja immer wieder einen Einschlag von Komentenfragmenten im Chiemsee postuliert. Flutwellen oder gar Tsunamis die an das Chiemsee-Ufer brandeten, sollen die katastrophale Folge gewesen sein.
Als Beleg werden vom CIRT die Furchensteine - fälschlicherweise als Regmaglypten gedeutet - am nördlichen Chiemsee-Ufer angeführt oder der ominöse "Katastrophen"-Horizont bei Stöttham siehe: http://www.chiemgau-impakt.de/archiv.html. (Zu Letzterem merkt Darga (2009) übrigens völlig korrekt an, dass diese Katastrophen-Brekzie als offenkundiges Konglomerat anzusprechen sei). Außerdem munkelt man von Sonarmessungen, die verdächtige Vertiefungen im Chiemseebecken erkennen ließen.

Die Arbeit von Voigt bietet die Möglichkeit, sozusagen an Ort und Zeit des Geschehens die These zu überprüfen. Um es wieder nicht allzu spannend zu machen:
Beide Kerne zeigen keinerlei Auffälligkeiten. Fast über die gesamte Kernlänge ist eintöniges, feinkörniges Seesediment beobachtet worden mit Sandanteilen von durchgehend < 1%, was für eine äußerst ruhiges Ablagerungsmilieu spricht.
Lediglich in den ältesten Kernbereichen wurde wenig grobkörniges Material gesichtet, was die frühnacheiszeitliche Entwicklung des Chiemsees widerspiegelt. Über die gesamte restliche Kernlänge konnte Voigt kaum gröberes Material finden, weder grobklastisches Sediment, noch nennenswerte Anteile von Holzkohlen oder anderen organischen Resten.

Vor allem aber konnte Voigt keine irgendwie exotische Lage im Sinne CIRT entdecken. Und dies bei einer engmaschigen Beprobung auch im vom CIRT neuerdings vorgeschlagenen Zeitraum von vor 2000-3000 Jahren.

Wer aber schon mal einen Blick auf einen Sedimentkern und daraus engmaschig gewonnenen Probenmaterials geworfen hat, der weiß, dass es praktisch unmöglich ist, so was wie eine Katastrophenlage ganz zu übersehen.

Nach der Richtigstellung der Furchensteine als biogene Erscheinungen, und des Katastrophen-Horizonts bei Stöttham als Kolluvium (Darga, 2009) fehlt am nördlichen Ufer jedes Indiz für ein Impaktereignis. Wie ich bereits in einem anderen Beitrag geschrieben habe, sind auch keine Impaktspuren in den südlichen Chiemseemooren in der fraglichen Zeit festzustellen. Nachdem sich nun selbst in Bohrungen aus dem Chiemsee keinerlei Hinweise auf ungewöhnliche Ereignisse finden lassen, muss man den Chiemsee wohl zweifellos als kometenfreie Zone betrachten.

Literatur:

Xidas, S (1974). Sedimentologische Untersuchungen im Delta der Tiroler Ache (Chiemsee/Oberbayern). Dissertationsschrift der TU München, 143 pp.

Voigt, R. (1995). Paläolimnologische und vegetationsgeschichtliche Untersuchungen an Sedimenten aus Fuschlsee und Chiemsee (Salzburg und Bayern), Dissertationes botanicae 270, 303 p.

Darga, R. (2009). Der Chiemgau-Impakt eine Spekulationsblase Oder: Der Tüttensee ist KEIN Kometenkrater. In: Auf den Spuren des Inn-Chiemsee-Gletschers, Ed. Darga & Wierer, Wanderungen in die Erdgeschichte 27